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Katalog : Rezensionen : 2016 : Sozialwissenschaften

Rezensionen

Sozialwissenschaften


Rezensionen: 5 Seite 1 von 1

Dieter Holtmann

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im internationalen Vergleich

43 Länder-Fallstudien

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Mit dieser Studie setzt Dieter Holtmann seine seit 2004 in mehreren Schritten entwickelte Operationalisierung von Wohlstand und Wohlfahrt fort und bietet einen umfassenden Sozialstrukturvergleich, für den er ergänzend zu früheren Studien nun 43 Länder ausgewählt hat. Darunter befinden sich alle EU‑Mitgliedstaaten, alle BRICS‑Staaten sowie die entwickeltesten OECD‑Länder. Diese Länder werden jeweils auf ihre Performance hinsichtlich acht wohlfahrtsstaatlicher Ziele – Wachstum, Innovation, ökologische Nachhaltigkeit, Bildung, soziale Integration, Autonomie, gleiche Teilhabe sowie „Anerkennung der Besonderheiten (Frauenfreundlichkeit und Migrantenfreundlichkeit)“ (1) untersucht. Holtmann legt eine Skala von sechs Modernisierungspfaden zugrunde, die neben den drei klassischen Typen nach Esping‑Andersen (sozialdemokratisch, wirtschaftsliberal, konservativ) die Logiken des Familismus (Südeuropa) und des Produktivismus (Ostasien) sowie die Gruppe der postsozialistischen Länder umfasst. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, ob sich die Wohlfahrtslogiken vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Entwicklungen in einzelnen Ländern verändern, sich neue, hybride Formen herauskristallisieren und inwieweit sich diese Veränderungen durch die „Wohlfahrtslogiken der Institutionen und die durchgeführten Politiken“ (62) erklären lassen. Entsprechend ist das handbuchartige Werk nach den Wohlfahrtsregimen gegliedert; die Türkei, Südafrika, China, Indien und Brasilien werden in Einzelfallstudien berücksichtigt. Die Länderkapitel folgen einem einheitlichen Schema, das die wesentlichen Institutionen (politisches Regime, Wirtschaft, Geschlechterrollen, soziale Sicherungssysteme und Bildung) berücksichtigt und einen gezielten Vergleich ermöglicht. Darüber hinaus werden jeweils einleitend die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten innerhalb eines Wohlfahrtstyps dargestellt. Beispielsweise erweisen sich Deutschland und Österreich als Prototypen für die „Status‑konservierende Wirtschaftslogik“ (121). Die postsozialistische Ländergruppe befindet sich in einem Prozess der Ausdifferenzierung. Während Slowenien einen eigenständigen Entwicklungsweg eingeschlagen hat, tendieren die baltischen Staaten in Richtung Wirtschaftsliberalismus, Russland wird „eher einem staatskapitalistischen Wohlfahrtstyp zugeordnet“ (312). In der Gesamtschau zeigt sich, dass fast alle acht Ziele von den sozialdemokratischen Ländern „im Durchschnitt am besten oder am zweitbesten erfüllt“ (63) werden. Holtmann schlägt abschließend vor, die von ihm entwickelten Indikatoren und Kriterien in Ergänzung zum Human Development Report der UN als „System gesellschaftlicher Dauerbeobachtung zur Erfassung der Wohlfahrt der Nationen“ (566) zu etablieren.

Quelle: Anke Rösener, Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de

Rezension: 03.11.2016

Anke Rösener, Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de

Reihe: Sozialwissenschaft

Dieter Holtmann - Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im internationalen Vergleich
43 Länder-Fallstudien
978-3-8440-3788-3

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Mit dieser Studie setzt Dieter Holtmann seine seit 2004 in mehreren Schritten entwickelte Operationalisierung von Wohlstand und Wohlfahrt fort und bietet einen umfassenden Sozialstrukturvergleich, für den er ergänzend... » mehr

Eckart Balz, Detlef Kuhlmann (Hrsg.)

Sportentwicklung vor Ort – Projekte aus deutschen Quartieren

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Sportentwicklung als zeitbedingter Wandel moderner Bewegungskultur hat viele Facetten. Mit diesem Band werden Projekte zur Sportentwicklung von einschlägigen Expertinnen und Experten vorgestellt, die in spezifischen Quartieren unseres Landes konkret und erfolgreich vor Ort betrieben werden. Die zwölf präsentierten Projekte sind dabei einem Vier-Felder-Modell des Sports zugeordnet, das unterscheidet in: „Agonaler Sport“, „Informeller Sport“, Kommerzieller Sport“ und „Humanitärer Sport“. Alle Beiträge beschreiben etwas Exemplarisches und Innovatives auf dem jeweiligen Feld der Sportentwicklung; sie können so modellhaft als Anregung dienen, um anderswo im Quartier eine – ggf. modifizierte und verbesserte – Fortsetzung zu finden. Damit wenden wir uns an diejenigen, die in Wissenschaft, Sportpraxis, Verwaltung, Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen mit Fragen einer auszugestaltenden Sportentwicklung befasst sind. Verf.-Referat

Quelle: Bundesinstitut für Sportwissenschaft

Rezension: 15.06.2016

Bundesinstitut für Sportwissenschaft

Reihe: Forum Sportpädagogik

Eckart Balz, Detlef Kuhlmann (Hrsg.) - Sportentwicklung vor Ort – Projekte aus deutschen Quartieren
978-3-8440-3966-5

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Sportentwicklung als zeitbedingter Wandel moderner Bewegungskultur hat viele Facetten. Mit diesem Band werden Projekte zur Sportentwicklung von einschlägigen Expertinnen und Experten vorgestellt, die in spezifischen... » mehr

Barbara Fuchs

Psychische Traumatisierung als sonderpädagogische Kategorie?

Erkundungen zu Genese, Diagnostik und Förderung

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Barbara Fuchs hat in ihrer Dissertation bereits 2008 - also vor der Ratifizierung der UN Konvention durch die BRD - ein bemerkenswertes Schlüsselwerk zu den Kindern und Jugendliche mit Förderbedarf vorgelegt.

Ich habe das Buch mit unzähligen Post-it versehen vor mir liegen und weiß grade nicht einmal, womit ich die Rezension beginnen soll. Vielleicht mit meinem Fazit:

Wer Zugänge zu sehr schwer erreichbaren Kindern und Jugendlichen sucht, wem klar ist, dass pädagogische Interventionen und sozialpädagogische Strategien bei manchen "Problemschülern" nicht greifen und der dennoch die Kinder nicht "aufgeben" mag, dem sei mit dem Buch eine Lösungskiste auf den Schreibtisch gestellt. Doch Vorsicht - Lösung bedeutet nicht Rezept. Lösung bedeutet, dass Barbara Fuchs auf existentielle und essenzielle Dinge aufmerksam macht.

Das Verhalten der Förderschüler - so Fuchs - zeigt Symptome der tiefen seelischen Verletzungen, von denen viele in den ersten Lebensjahren entstehen und deren Coping die Schüler alle Kraft kostet. Auf Kosten der Lern- und Leistungsfähigkeit, auf Kosten der emotionale Sicherheit schaffen sie das Überleben. Ohne eine sichere Bindung bleibt es ein fragiler Zustand, der neben therapeutischer Begleitung auch adäquate pädagogische Zuwendung braucht.

Die Verantwortung für die Beziehungsqualität liegt bei den Erwachsenen. Die Schüler brauchen Unterstützung die Wunden zu heilen.

Ich schreibe bewusst Wunden, denn die Verletzungen durch Vernachlässigung durch Eltern, die es selbst nicht anders kannten, die Misshandlungen in den Familien, die strukturell in den Beziehungen verwoben sind, der Missbrauch, den viele Kinder als Normalität erleben und der mit Schuld und Scham besetzt ist, hinterlässt physische und psychische Verletzungen, die in dem Buch mit Alltagsbeispielen aufgezeigt werden. Durch die eigene Praxis als Sonderschullehrerin gelingt es Barbara Fuchs die Fälle eindringlich zu beschreiben, ohne dabei die Grenzen der Kinder und Familien zu überschreiten - ein Aspekt, der mich beim Lesen sehr beeindruckt hat. Die Fallbesprechungen sind sehr fokussiert und zugleich voller Empathie.

Was gleichfalls sehr bemerkenswert ist - Barbara Fuchs weist auf unsere eigene Verwundbarkeit im Umgang mit diesen Kindern hin, ein Faktor den mE viele Erwachsene negieren.

"Die Bereitschaft, mich mit der eigenen Verletzung durch den verstörten, traumatisierten Blick des anderen auszusetzen, ist der Preis, der für die Möglichkeit emphatischer Nähe in der reflektierenden Distanz zu zahlen ist. Sie ist das Eingangstor zum Prozess der Rehistorisierung ...." (Jantzen 2000/2001, S. 52 - zitiert in Fuchs 2009, S. 76).

Das Spannungsfeld zwischen fachlich fundiertem Wissen zu psychischen Störungen sowie deren diagnostischen Grundlagen und der pädagogischen Perspektive, die nicht therapiert, sondern begleitet, bleibt auch nach der Lektüre herausfordernd.

Jedoch bietet das Buch eine ermutigende Perspektive auf die Notwendigkeit, die Möglichkeit und die Chance der interdisziplinären Zusammenarbeit, wie sie heute im Zuge der Inklusion in der Praxis gelebt werden will.

Quelle: Beziehungs - Weise Wissenschaftler

Rezension: 09.06.2016

Beziehungs - Weise Wissenschaftler

Reihe: Pädagogik

Barbara Fuchs - Psychische Traumatisierung als sonderpädagogische Kategorie?
Erkundungen zu Genese, Diagnostik und Förderung
978-3-8322-8835-8

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Barbara Fuchs hat in ihrer Dissertation bereits 2008 - also vor der Ratifizierung der UN Konvention durch die BRD - ein bemerkenswertes Schlüsselwerk zu den Kindern und Jugendliche mit Förderbedarf vorgelegt.

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Eckart Balz, Peter Neumann (Hrsg.)

Schulsport: Anspruch und Wirklichkeit

Deutungen, Differenzstudien, Denkanstöße

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Über Schulsport ist schon viel, aber noch längst nicht alles geforscht worden. Hält man nach einem gemeinsamen Nenner Ausschau, der diese Forschungen prinzipiell kennzeichnen kann, dann geht es dabei (fast) immer - zumindest implizit - um die Auseinandersetzung mit Ansprüchen, die an den Schulsport herangetragen werden, und um die Wirklichkeiten des Schulsports. An dieser Stelle kommt der differenzanalytische Forschungsansatz ins Spiel, der in der deutschsprachigen Sportpädagogik seit rund 20 Jahren (zunächst) eher lokale Verbreitung gefunden und der sich spätestens mit dem Vorliegen des hier vorzustellenden (vierten!) Sammelbandes in der Fachgesellschaft etabliert hat. Sportlehrkräfte an den Schulen sind dabei eingeschlossen: Ihre Resonanz ist entweder als Betroffene im Forschungsprozess selbst und/oder als Rezipierende der Forschungsergebnisse gefragt. Der differenzanalytische Ansatz ist eng mit dem Namen Prof. Dr. Eckart Balz (Wuppertal) verbunden, der zusammen mit seinem einstigen „Schüler" , Prof. Dr. Peter Neumann (Heidelberg), seinerzeit einige kleinere sportpädagogische Forschungsarbeiten auf den Weg gebracht hat, deren ausdrückliches Ziel es war, anhand ausgewählter Fragestellungen die Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Sportunterricht a) zu bestimmen, b) zu verstehen, c) zu bewerten und d) zu handhaben. Was die konkrete Handhabe anbelangt, hält diese nach der Auffassung der beiden Protagonisten Balz und Neumann mindestens drei Optionen bereit: Man kann demnach Differenzen im Sportunterricht zwischen Anspruch und Wirklichkeit 1. aushalten, 2. Verringern oder 3. vergrößern. Damit ist grobmaschig das Forschungsprogramm skizziert, das den Fokus der insgesamt 18 Beiträge dieses Sammelbandes bildet.

Breites Themenspektrum der Differenzstudien
Was bringt der Band „differenziert" nach Themen? Eine erste prägnante Antwort auf diese Frage gibt bereits das zweiseitige Vorwort von Prof. Dr. Dietrich Kurz, dem Bielefelder „Vater" der pädagogischen Perspektiven des Schulsports: Insgesamt neun Berichte über laufende und abgeschlossene Differenzstudien zum Schulsport bieten im Band einen differenzierten Einblick in das breite Themenspektrum, das derzeit in Differenzstudien erfasst wird. Das Buch ist gemäß seiner drei Untertitel unterteilt und empfiehlt sich allein wegen der Vielzahl der unterschiedlichen Beiträge auch zur selektiven Lektüre. Dabei erscheint es sogar lohnenswert, nach dem Vorwort ganz am Ende weiterzulesen: Dort befindet sich ein fünfseitiges Interview der beiden Herausgeber mit Prof. Dr. Jörg Thiele (Dortmund) in der Rolle als „skeptischer Sportpädagoge", der dem Forschungsansatz der Differenzstudien eine durchaus ertragreiche Zukunft voraussagt. Darüber hinaus rät Thiele dazu, das Forschungsprogramm selbst u. a. auch in methodologischer Hinsicht weiter auszuarbeiten. Versucht man die im Band präsentierten neun Differenzstudien schlagwortartig zu bündeln, dann ist dort z. B. von Anspruch und Wirklichkeit der Bewegten Schule bzw. dem Bewegten Ganztag (Beitrag von PD Dr. Tim Bindel, Wuppertal) die Rede, dann geht es um Anspruch und Wirklichkeit von Kompetenzorientierung im Grundschulsport (Dr. Anne-Christin Roth, Wuppertal). dann werden die pädagogischen Perspektiven zum Schulsport differenzanalytisch betrachtet (Julia Hapke und Prof. Dr. Ralf Sygusch, beide Nürnberg-Erlangen) und dann widmet sich Jürgen Killsteiner (Regensburg) der Individualisierung im Volleyballunterricht zwischen fachdidaktischen Ansprüchen und der unterrichtspraktischen Wirklichkeit. Wenigstens die folgenden drei Differenzstudien sollen stellvertretend für alle anderen etwas näher skizziert werden.


Sportlehrkräfte zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Um die „Sportlehrkräfte zwischen Anspruch und Wirklichkeit" (Titel) geht es Prof. Dr. Valerie Kastrup (Bielefeld) vor dem Hintergrund einer professionstheoretischen Sichtweise auf den Beruf als Sportlehrkraft: Sie bearbeiten die wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Bildung im und durch Sport. Sie steuern damit gleichzeitig die Karriere der Schülerinnen und Schüler im Sport. Zwischen den beiden Personengruppen besteht eine Kompetenzasymmetrie im Sinne einer Experten-Laien-Differenz. In ihrer Differenzstudie, für die sie Interview-Material mit Sportlehrkräften aus ihrer Dissertation (vgl. Besprechung der Buchveröffentlichung in Heft 3/2009 dieser Zeitschrift) reanalysiert hat, geht es der Autorin jetzt insbesondere um die Frage, wie es um die Diskrepanzen zwischen diesen professionell begründeten Ansprüchen und deren Umsetzbarkeit in der schulischen Realität bestellt ist. Die Ergebnisse lassen sich in drei Komplexen zusammenfassen: Demnach gibt es Differenzen bezüglich der Vermittlungsaufgabe des Sportlehrerberufs, weil 1. z. B. die räumlichen und apparativen Rahmenbedingungen den hohen curricularen Vorgaben nicht gerecht werden, weil 2. bezüglich der Schülerkarriere Abstriche teilweise in der Selektionsfunktion gemacht werden, wenn es z. B. darum geht, gerechte Noten zu vergeben und das Notenspektrum auszuschöpfen. Und schließlich offenbaren sich Differenzen 3. hinsichtlich der Experten-Laien-Differenz, wenn Sportlehrkräfte aufgrund ihres mit zunehmendem Alter nachlassenden motorischen Könnens ihrer Vorbildfunktion nicht mehr gerecht werden können und dadurch Einbußen in der Akzeptanz durch Schülerinnen und Schüler befürchten müssen. Oft bleibt dann nur der Verzicht auf bestimmte Unterrichtsinhalte, wenn nicht sogar die Flucht aus dem Fach.


Wagnisvorhaben im Sportunterricht
Um eine empirische Prüfung der pädagogischen Perspektive „Etwas wagen und verantworten" geht es Anette Böttcher (Köln). Dabei versucht sie, eine Antwort darauf zu finden, wie speziell diese Perspektive von den per Leitfadeninterview befragten Sportlehrkräften in der Praxis des Sportunterrichts umgesetzt wird. Im ersten Schritt hat sie dazu jene Inhalte nominell herauspräpariert, wo Wagnisvorhaben im Sportunterricht vorkommen. Zwei Ergebnisse sind markant: Fast alle befragten Lehrkräfte siedeln die Wagnisperspektive neben anderen schwerpunktmäßig im Inhaltsbereich „Bewegen im Wasser - Schwimmen" an. Und insgesamt werden, mehr Inhalte mit Wagnissen assoziiert, als der Lehrplan vorgibt" (S. 126). In den Rahmenvorgaben werden explizit Argumente aufgeführt, die für den Einsatz von Wagnissituationen im Schulsport sprechen (z. B. eine herausfordernde Bewährungssituation mit eigenem Können bestehen). Hier zeigt sich im Ergebnis, dass die ausdifferenzierte curriculare Anspruchsebene von den Lehrkräften nur eher undifferenziert wahrgenommen wird und in der Wirklichkeit mindestens ein weiteres Pro-Argument hinzukommt, das der Lehrplan gar nicht „kennt": nämlich die Schülermotivation, also die Begeisterung für die Sache selbst, die offensichtlich hier höher ausgeprägt ist als bei anderen "klassischen Dingen", wie es ein Interviewpartner formuliert. Auf der Kontra-Seite, die ein Wagnisvorhaben einschränken kann oder gar für den Unterricht ausschließt, stehen Sicherheitsbedenken auf Lehrerseite klar im Vordergrund, gefolgt von fehlendem Material und der Schwierigkeit der Benotung von Wagnissen. Bei den Zielen der Wagniserziehung im Schulsport liegen dagegen Anspruch und Wirklichkeit nahezu deckungsgleich aufeinander: In den Lehrplänen und den Sportlehrkräften geht es wesentlich darum, den Schülerinnen und Schülern „eine realistische Selbst- und Situationseinschätzung" zu ermögliehen.


Einstiege in den Sportunterricht
Den Stundeneinstieg in den Sportunterricht thematisiert der Beitrag von Jun.-Prof. Dr. Rolf Schwarz (Karlsruhe). Er konstatiert hierzu einen sogenannten "normativen Überschuss". Das soll heißen: Was ein guter Einstieg in den Sportunterricht ist, glauben wir allein aufgrund der Kenntnis allgemein und fachdidaktischer Literatur ausreichend zu wissen. Allerdings scheint es bezüglich belastbarer empirisch-analytischer Befunde für unser Fach dagegen eher schlecht bestellt zu sein. Dieses empirische Defizit versucht die Studie schrittweise zu beseitigen, indem sie sich drei Fragen widmet: 1. die nach dem zeitlichen Anteil des Einstiegs in Relation zur Dauer der gesamten Stunde; 2. die nach dem Phasenverlauf von Einstieg und Hauptteil einer Stunde und 3. die nach der Umsetzung eines pädagogischen Anspruchs, insbesondere der Verwirklichung der drei bekannten Grundfähigkeiten von Bildung nach Klafki: Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität. Was den zeitlichen Umfang angeht, kommt Schwarz zu dem durchaus überraschenden Ergebnis, dass dieser, im Mittel bei rund 41 % (!) der Doppelstunden und im Fall der Einzelstunden bei rund 34 % liegt". Was dagegen die inhaltliche Gestaltung anbelangt, wird ein sogenanntes "Phasenhüpfen" innerhalb der Eröffnung attestiert, wodurch die Güte des Hauptteils angezweifelt werden kann.


Und sonst?
Der Sammelband bietet schon vorn einen differenzierteren Einblick in die Genese dieses Forschungsansatzes (speziell im Beitrag von Balz) sowie in seine Charakteristik (speziell im Beitrag von Neumann). Wer sich selbst daran machen möchte, eine Differenzstudie zu konzipieren, erhält im hinteren Teil wertvolle Hinweise zur Durchführung (wiederum in einem Beitrag von Neumann). Und wer bis dahin immer noch nicht differenziert genug im Band fündig geworden ist, dem sei der allerletzte Aufsatz zur Lektüre empfohlen: Vom „Umgang mit Bankdrückern´ im Sportunterricht" handelt die Differenzstudie von Vanessa Kraft (Wuppertal). Auch dabei gilt: Dem Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit kann nur begegnet werden, wenn die potenziellen Differenzen bestimmt, verstanden, bewertet und konstruktiv gehandhabt werden. Die Autorin zeigt uns differenziert, wie das in Wirklichkeit mit „Bankdrückern" geht und wie sich dabei die „Wirklichkeit" von Bankdrückern verändern kann.


PROF. DR. DETLEF KUHLMANN

Quelle: Praxis in Bewegung, Sport & Spiel, Ausgabe 3/2015, S. 42 f.

Rezension: 10.03.2016

Praxis in Bewegung, Sport & Spiel, Ausgabe 3/2015, S. 42 f.

Reihe: Forum Sportpädagogik

Eckart Balz, Peter Neumann (Hrsg.) - Schulsport: Anspruch und Wirklichkeit
Deutungen, Differenzstudien, Denkanstöße
978-3-8440-3260-4

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Über Schulsport ist schon viel, aber noch längst nicht alles geforscht worden. Hält man nach einem gemeinsamen Nenner Ausschau, der diese Forschungen prinzipiell kennzeichnen kann, dann geht es dabei (fast) immer... » mehr

Gerd Vonderach, Anton Sterbling, Karl Friedrich Bohler

Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. Jahrgang XVIII, Heft 3/2015 - Themenheft

Wandlungen ländlicher Lebenswelten: Aussagereiche neuere Studien der deutschsprachigen Sozialforschung

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Das Themenheft ist eine gegenwartsbezogene Fortsetzung früherer Studien mit erweitertem Horizont. Neben aussagereichen Studien deutscher und österreichischer Wissenschaftler zu ländlichen und bäuerlichen Lebensweiten in Mitteleuropa wird auch eine Studie über ein chinesisches Dorf und mehrere Studien zur regionalen ländlichen Lebenswelt in Südosteuropa vorgestellt. Das dörfliche Sozialleben in Mitteleuropa steht im Spannungsfeld zwischen Individualisierung, Wirtschaftswandel, Dorferneuerung und Aufeinandertreffen von Alteingesessenen und Neubürgern. Eine weitere wichtige Entwicklung ist der Fortschritt von bäuerlichen Dörfern zu Tourismusorten. Der gravierende Wandel der bäuerlichdörflichen Lebensverhältnisse wurde durch einen in der Schweiz lebenden chinesischen Wissenschaftler eindrucksvoll erforscht.

Quelle: Ländlicher Raum, Agrarsoziale Gesellschaft e.V., 04-2015, S. 47

Buchbesprechung: 10.03.2016

Ländlicher Raum, Agrarsoziale Gesellschaft e.V., 04-2015, S. 47

Reihe: Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal

Gerd Vonderach, Anton Sterbling, Karl Friedrich Bohler - Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. Jahrgang XVIII, Heft 3/2015 - Themenheft
Wandlungen ländlicher Lebenswelten: Aussagereiche neuere Studien der deutschsprachigen Sozialforschung
978-3-8440-3813-2

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Das Themenheft ist eine gegenwartsbezogene Fortsetzung früherer Studien mit erweitertem Horizont. Neben aussagereichen Studien deutscher und österreichischer Wissenschaftler zu ländlichen und bäuerlichen Lebensweiten... » mehr

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