Als Leitzentralen gelten alle Räumlichkeiten, die funktional für die zentralisierte, prozessferne Überwachung, Steuerung und Leitung technischer Anlagen zusammengefasst sind. Für den Arbeitsbereich der Operatoren - die Leitwarte - kann von einem ganzzeitlichen Aufenthalt des Menschen in einem künstlich klimatisierten und beleuchteten Raum während der Arbeitszeit ausgegangen werden. Das Wohlbefinden ist in diesem Fall vollkommen von den künstlich erzeugten Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz abhängig. Das Raumklima als Zusammenwirken der Faktoren Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und Wärmestrahlung wird von Menschen sehr unterschiedlich empfunden. Aufgrund dieser individuellen Wahrnehmung ergibt sich in Räumen mit Arbeitsplätzen für mehrere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Problem einer optimalen thermischen Gestaltung. Die ergonomische Bewertung der einzelnen Klimafaktoren ist hierbei ein sehr unzureichendes Mittel, da erst die gemeinsame Betrachtung aller thermischen Einflussfaktoren zu einer belastbaren Evaluation führen kann. Hierzu ist auch die möglichst genaue Analyse der Bekleidungsisolation sowie der metabolischen Aktivität notwendig. Die thermische Behaglichkeit kann nach dem Klimamodell von FANGER als Predicted Mean Vote (PMV) bestimmt und nach dem Predicted Percentage of Dissatisfied (PPD) in eine Unzufriedenheitsprognose umgerechnet werden. Diese Verfahren wurden in DIN EN ISO 7730 normiert.
Durch arbeitshygienische Messungen, Befragungen und Beobachtungen erfolgte eine Datenaufnahme in elf Leitwarten von Kraftwerken, um diese Norm und insbesondere DIN EN ISO 11064-6 "Ergonomische Gestaltung von Leitzentralen - Teil 6: Umgebungsbezogene Anforderungen an Leitzentralen" in der Praxis zu prüfen. Es zeigte sich, dass die Angaben der ISO 11064-6 zur Gestaltung einer behaglichen Arbeitsumgebung nur unzureichend geeignet sind. Weiterhin konnte belegt werden, dass die Zufriedenheitsvorhersagen nach FANGER kaum den Bewertungen der befragten Probanden entsprachen. Die individuellen Angaben, die den Anteil der unzufriedenen Menschen wiedergeben, waren dabei höher als vom PPD vorhergesagt. Als weiteres Resultat konnte festgestellt werden, dass die thermische Zufriedenheit in den Leitwarten dann höher war, wenn auch die physikalischen Klimafaktoren eher ein wärmeres als das erwartete neutrale Klima erzeugten. Die Ergebnisse und Erfahrungen wurden in einem Leitfaden zusammengefasst, der es ermöglichen soll, die klimatischen Anforderungen und Gestaltungen in Leitwarten weiter zu optimieren und in der Praxis wirksamer umzusetzen.
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