Mit der Dissertation wird aufgezeigt, dass die Planung mittelalterlicher Kirchen und deren Positionierung im Lageplan das Ergebnis eines Planungsprozesses ist, der sich an den örtlichen Festtagen orientiert. Mit Heliometrie wird hier die axiale Ausrichtung der Kultbauten nach vor Planungsbeginn festgelegten Sonnenständen verstanden. Dieses Planungsprinzip ist nicht durch schriftliche Quellen belegt, wohl aber durch die Beobachtung, dass die meisten Kirchen nicht, wie lsidor von Sevilla schreibt, exakt nach Osten gerichtet sind und oftmals nur im Stadtplan Randpositionen einnehmen. Der Nachweis wird daher durch eine flächendeckende Untersuchung der Situation in NRW mit über 1000 Kirchenstandorten geführt. Darüber hinaus werden weitere 400 Kirchen, darunter auch bekannte Bauten des Frühchristentums, erfasst.
Es wird dargestellt, dass die Praxis der Heliometrie kultische Bedeutung hatte und eine Inszenierung der Ewigkeit darstellt, wobei die besondere Bedeutung des Kirchweihtages für diese Rituale herausgearbeitet wird. Neben den Kirchweihtagen, die von den Patronatstagen der Titelheiligen der Kirche unterschieden werden, sind gerade bei Klöstern auch innergemeinschaftliche Feste, insbesondere der Mönchsväter Benedikt und Augustin, für die Kirchenplanung relevant. ln der Konsequenz, dass hier reale Sonnenstände zu berücksichtigen sind, wird in einem weiteren Schritt aufgezeigt, dass Kirchen nicht in die Mitte der Stadt oder des Dorfes gehören, sondern in Randlage anzuordnen sind mit freiem Blick auf den Horizont. ln einer detaillierteren Untersuchung der Stadtgründung dreierstädtischer Siedlungen im Rheinland wird gezeigt, dass sowohl auf bestehende Kirchen Rücksicht genommen wurde wie auch neue Kirchbauten im Zuge der Stadtgründung heliometrisch korrekt positioniert wurden.