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978-3-8440-2727-3
Burkard Weth
Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955 – 1975
Kulturpolitik im Kalten Krieg
Geschichtswissenschaft
Rezension
Sabine Steppat, Rezension zu: Burkard Weth: Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955-1975. Aachen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38613-deutsch-sowjetische-kulturbeziehungen-1955-1975_46229, veröffentlicht am 09.07.2015., 03.08.2016

Wie gestalteten sich die westdeutschen‑sowjetischen Kulturbeziehungen in der Zeit des Kalten Krieges? Ausgehend von einer Analyse der auswärtigen Kulturpolitiken beider Länder erarbeitet Burkard Weth die Determinanten und Steuerungselemente der bilateralen Beziehungen in diesem Bereich, benennt die Akteure, Institutionen und Zielgruppen. Er beschreibt die auswärtige Kulturpolitik als einen Bestandteil der Außenpolitik. Zu ihren wesentlichen Bereichen zählten die Bildung und Wissenschaft, die Förderung der jeweiligen Sprache im Ausland sowie der Jugendbegegnungen, der Austausch von Kunst, Musik und Literatur. Als Instrumente verwendet der Autor eine kulturwissenschaftliche Diskursanalyse sowie die Befragung von Austauschteilnehmern. Die Kulturtheorie von Michael Fleischer, der damit „eine Konzeption von ‚Kultur‘ als ‚offenem System‘“ (22) entwirft, dient ihm als Grundlagentheorie für seine Studie. Vier zeitliche Phasen unterscheidet Weth: Die Zeit bis zum Kulturabkommen 1959/60 beschreibt er als durch Zurückhaltung und Misstrauen geprägt. Neuverhandlungen zu einem Kulturabkommen und der Abbruch selbiger 1961 dominierten die zweite Periode – der Kernstreitpunkt war die Einbeziehung West‑Berlins. Daran schloss sich eine vertragslose Zeit an, in der der kulturelle Austausch dennoch fortgesetzt wurde und in der die Vorbereitungen für die Ostpolitik begannen. Mit ihr wurde in der vierten Phase ein Konsens in der Berlin‑Frage hergestellt und 1973 ein neues Kulturabkommen abgeschlossen. Grundsätzlich habe die sowjetische Außenkulturpolitik in allen Phasen unter strikter Kontrolle von Staat und Partei gestanden und entsprechend sei eine Ideologisierung und Politisierung der Kultur erkennbar gewesen; die westliche Seite habe sich hingegen um „Ideologiefreiheit und Entpolitisierung“ (451) bemüht. Dies lasse der Vergleich der Sprache in den Verwaltungs‑ und Mediendiskursen beider Länder erkennen. Während sich diese auf deutscher Seite eher sachlich‑nüchtern gestalteten, zeigten die sowjetischen Diskurse Kennzeichen einer Ideologiesprache, eine „starke Dominanz wertender Ausdrücke auf Kosten neutraler Sprache, Vokabeln mit ausgeprägtem Hang zum Schwarz‑Weiß‑Schema“ (457) ließen sich beobachten. Abschließend gelangt Weth zu dem Ergebnis, dass die Kultur im Kalten Krieg als Instrument der „psychologische[n] Kriegsführung“ (459) diente.

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