18 Autoren, meist Dozenten verschiedener Seminare und Länder, ehren mit diesem Band den langjährigen Professor für Altes Testament in Leuven/Belgien, darunter H. H. Klement, C. Vang, W. Hilbrands, W C. Marlowe, G. Begerau und die Herausgeber.
Die deutsch, englisch und niederländisch abgefassten Beiträge werden sortiert dargeboten unter 1. Historie und Hermeneutik, 2. Kanon und Struktur, 3. Theologie und Ethik. Mehrere Autoren betonen, wie sie als Theologen vom Jubilar profitiert haben.
Steinberg ("Das Hohelied - ein integrativer Ansatz", 167 -182) versöhnt anthologische und narrative Hld-Deutungen, indem Hld vierdimensional aufgefasst wird: Auf der untersten Ebene eine Sammlung, dann eine Liebesgeschichte, dann – zumindest teilweise - zur Aufführung bestimmte Texte, und auf der höchsten Ebene ein Gesamtkunstwerk. Es wird nicht nur über Liebe geredet, sie wird gelebt!
This Festschrift honors a Dutch evangelical OT scholar who has taught for many years at the Evangelical Theological Faculty in Leuven, Belgium. Its 19 essays are distributed under three headings: History and Hermeneutics; Canon and Structure; and Theology and Ethics. The essays are preceded by a photo of the honoree and a foreword by the editors and followed by biographical information conceming the contributions and Korevaar´s bibliography.
Ein dreifaches Ziel verfolgt diese in drei Sprachen zu Ehren des Niederländers Hendrik Jacob Koorevaar herausgegebene Festschrift, die in drei Themenbögen untergliedert ist: Zunächst geht es um die Würdigung und Wertschätzung der wesentlichen Wirkungen des 65-Jährigen durch seine Schüler, Kollegen und Freunde; dann wird die Hochschätzung der Heiligen Schrift durch den Alttestamentler der Evangelischen Theologischen Faculteit (ETF) Leuven (Belgien) hervorgehoben und schließlich eine ausführliche Auflistung der Literatur aus der Feder des unkonventionellen Exegeten geboten. - Fast 400 Seiten umfasst die Festschrift und vereint dabei 19 Beiträge (zehn englische, sieben deutsche, zwei niederländische), die jeweils zumeist mit einer Literaturliste und einem englischsprachigen Abstract ausklingen.
Im ersten Teil werden fünf Beiträge unter der Überschrift Historie und Hermeneutik geboten: Zum Einklang plädiert Herbert H. Klemen; Basel, in seinem Essay »Narrative Historie und Identität des Gottesvolkes: Zur Bedeutung von Geschichte und Geschichten im Alten Testament<< (3-22) pointiert für eine ideologiekritische Infragestellung historistischer Exegese und setzt sich für ein sorgfaltiges Miteinander von literarischen und historischen Herangehensweisen an die Bibel ein. In Hinsicht darauf, dass der Historizität des Holocaust eine hohe Bedeutung zugemessen wird, solle man nicht zu leichtfertig den biblischen Erzählungen lediglich eine fiktive Geschichtlichkeit zugestehen!
Carsten flang, »Deureronomy and the Notion of Exile« (23-40), bietet überzeugende Argumente im Blick auf die zeitliche Frühdatierung von Dtn 4 und 28, während Walter Gisin, »Adam, Eva und die Jakobsfamilie in Hosea 6,7- na« (41-6o), sich den Anspielungen im Hoseabuch widmet. Geert W. Loreins Aufsatz »Dealing with Scriprute and Circumstances in Nehemia 9-10« ( 61-77) profitiert von seiner Herausgebertätigkeit der alttestamentlichen Kommentarreihe »De Brug« und Kriscofir D. Holroycls Beitrag »Multiple Speech Acr Layers, Jeremiah, and the Future of Srudies in Structural Theology« (79-94) fasst erste Ergebnisse seiner Dissertation zusammen.
Strukturelle Strategien stellen folgende Beiträge des zweiten Teils in den Mittelpunkt:>br/>
Benjamin Kilchör, »;"111m mm -Zur literarischen und theologischen Funktion der An- und Absageformeln in den Pentateuchgesetzen« (97-120); Raymond R. Hausoul, »Levicicus 25- 27 in de metafysische grootheid Exodus-Levicicus Numeri« (121-133); Gunnar Begerau, »Strukturelle und inhaltlich-theologische Verbindungen der Ketuvim in der Anordnung der BHS« (135-151); Walcer Hitbrands, »Die Bedeutung der Struktur und Integrität des Predigerbuches für dessen Theologie« (153-165, mit bestechenden Einzelbeobachtungen zur Bedeurung der Integrität und Struktur des Predigerbuches im Blick auf seine inhaltliche Erhellung!); julius Steinberg, »Das Hohelied - ein imegrativer Ansatz« (167-181), schildert die Basis seines Hohelied-Kommentars in der Ambivalenz zwischen Differenz der Auslegung und Diversität des Hoheliedbuchesselbst; beides ist nicht vorschnell zu harmonisieren; und Hans va n N es, »Traces of A Three Part Canon underlying 1 Peter« ( 183-197).
Der dritte Teil ist auf den Nenner der theologisch-ethischen Gesichtspunkte zu bringen und wird gut eingerahmt von den Beiträgen von jan L. Verbruggen, »The History of lnterpretation of Exodus 21:22-25<< (201-235), und Siegbert Riecker, »Altes Testament und allgemeingültige Ethik: Plädoyer für ein Second Quest nach den Noachidischen Geboten<< (325-367). Letzterer ist der umfangreichste Beitrag des Buches und spannt den Bogen von einer biblisch-hermeneutischen Textpragmatik hin zur Ethik im Grundsätzlichen und Konkreten. Hierzu nimmt er ethische Entwürfe und jüdische sowie urchristliche Überlegungen in den Blick und fordert eine (stärkere) Wahrnehmung der unterschiedlichen theologischen Disziplinen untereinander ein.
Es folgen: Eveline van Staalduine-Sulman, »Impurity« (237-256); Pieter A. Siebesma, »Her boek Jona in de uitleg vande Middeleeuwse Joodse exegeten« (257- 266); W. Creighton Marlowe, »Righteous People in Proverbs« (267-283); Mart Jan Paul, »The Translation of Hebel in Ecclesiastes« (285- 301); Gie Vleugels, »The Destruccion of the Second Temple in the Odes of Solomon« (303-310); Patrick Nullens, »Value Personalism as a Lens to Read the Ten Commandments « (311- 323).
Ein Porträt des Jubilars rundet die rundum ansprechende Festschrift ab, die durch ein Stichwort- und Bibelstellenregister über die fest(schrift)liche Intention hinaus noch eine stärker alltagsraugliche Funktion hätte finden können. Gerade weil die Beiträge über den Tellerrand der deutschsprachigen Exegese blicken, haben sie das Potential dazu, bisherige exegetische Einsichten zu hinterfragen oder als neue Herausforderung in den Blick zu nehmen - dies desto mehr, als nicht alle Beiträge einfach den Spuren des Geehrten Hendrik Jacob Koorevaar folgen, sondern folgenreich auf eigenen Füßen stehen und dabei reiche Ernte an Kornwaren (= Koorevaar) einfahren und erfahrbar machen, dass das »heilige Herz der Tora<< letzten Endes die Gnade ist (Lev 16,17).
Erkelenz Reiner Andreas Neuschäfer
Ein dreifaches Ziel verfolgt diese in drei Sprachen zu Ehren des Niederländers Hendrik Jacob Koorevaar herausgegebene Festschrift, die in drei Themenbögen untergliedert ist: Zunächst geht es um die Würdigung und Wertschätzung der wesentlichen Wirkungen des 65jährigen durch seine Schüler, Kollegen und Freunde; dann wird die Hochschätzung der Heiligen Schrift durch den Alttestamentlers der Evangelischen Theologischen Fuculteit (ETF) Leuven (Belgien) hervorgehoben und schließlich eine ausführliche Auflistung der Literatur aus der Feder des unkonventionellen Exegeten geboten.
Fast vierhundert Seiten fasst die Festschrift und vereint dabei neunzehn Beiträge (zehn englische, sieben deutsche, zwei niederländische), die jeweils zumeist mit einer Literaturliste und einem englischsprachigen „Abstract“ ausklingen.
Im ersten Teil werden fünf Beiträge unter der Überschrift ‚Historie und Hermeneutik‘ geboten: Zum Einklang plädiert Herbert H. Klement, Basel, in seinem Essay Narrative Historie und Identität des Gottesvolkes: Zur Bedeutung von Geschichte und Geschichten im Alten Testament (3–22) pointiert für eine ideologiekritische Infragestellung historistischer Exegese und setzt sich für ein sorgfältiges Miteinander von literarischen und historischen Herangehensweisen an die Bibel ein. In Hinsicht darauf, dass der Historizität des Holocaust eine hohe Bedeutung zugemessen wird, solle man nicht zu leichtfertig den biblischen Erzählungen lediglich eine fiktive Geschichtlichkeit zugestehen! Carsten Vang, Deuteronomy and the Notion of Exilevon (23–40) bietet überzeugende Argumente im Blick auf die zeitliche Frühdatierung von Dtn 4 und 28, während Walter Gisin, Adam, Eva und die Jakobsfamilie in Hosea 6,7-11a (41–60), sich den Anspielungen im Hoseabuch widmet. Geert W. Loreins Aufsatz Dealing with Scripture and Circumstances in Nehemia 9-10 (61–77) profitiert von seiner Herausgebertätigkeit der alttestamentlichen Kommentarreihe „De Brug“ wie Kristofer D. Holroyds Beitrag Multiple Speech Act Layers, Jeremiah, and the Future of Studies in Structural Theology (79–94) erste Ergebnisse seiner Dissertation zusammenfasst.
Strukturelle Strategien stellen folgende Beiträge des zweiten Teils in den Mittelpunkt: Benjamin Kilchörתׁךרהךְז אח – Zur literarischen und theologischen Funktion der An- und Absageformeln in den Pentateuchgesetzen (97–120); Raymond R. Hausoul, Leviticus 25-27 in de metafysische grootheid Exodus-Leviticus-Numeri (121–133); Gunnar Begerau, Strukturelle und inhaltlich-theologische Verbindungen der Ketuvim in der Anordnung der BHS (135–151); Walter Hilbrands, Die Bedeutung der Struktur und Integrität des Predigerbuches für dessen Theologie (153–165 mit bestechenden Einzelbeobachtungen zur Bedeutung der Integrität und Struktur des Predigerbuches im Blick auf seine inhaltliche Erhellung!); Julius Steinberg, Das Hohelied – ein integrativer Ansatz (167–181 – schildert die Basis seines Hohelied-Kommentars in der Ambivalenz zwischen Differenz der Auslegung und Diversität des Hoheliedbuches selbst; beides ist nicht vorschnell zu harmonisieren) und Hans van Nes, Traces of A Three Part Canon underlying 1 Peter (183–197).
Der dritte Teil ist auf den Nenner der theologisch-ethischen Gesichtspunkte zu bringen und wird gut eingerahmt von den Beiträgen von Jan L. Verbruggen, The History of Interpretation of Exodus 21:22-25 (201–235) und Siegbert Riecker, Altes Testament und allgemeingültige Ethik: Plädoyer für ein Second Quest nach den Noachidischen Geboten (325–367). Letzterer ist der umfangreichste Beitrag des Buches und spannt den Bogen von einer biblisch-hermeneutischen Textpragmatik hin zur Ethik im Grundsätzlichen und Konkreten. Hierzu nimmt er ethische Entwürfe und jüdische sowie urchristliche Überlegungen in den Blick und fordert eine (stärkere) Wahrnehmung der unterschiedlichen theologischen Disziplinen untereinander ein. Eveline van Staalduine-Sulman, Impurity (237–256); Pieter A. Siebesma, Het boek Jona in de uitleg van de Middeleeuwse Joodse exegeten (257–266); W. Creighton Marlowe, Righteous People in Proverbs (267–283); Mart-Jan Paul, The Translation of Hebel in Ecclesiastes (285–301); Gie Vleugels, The Destruction of the Second Temple in the Odes of Solomon (303–310); Patrick Nullens, Value Personalism as a Lens to Read the Ten Commandments (311–323).
Ein Portrait des Jubilars rundet die rundum ansprechende Festschrift ab, die durch ein Stichwort- und Bibelstellenregister über die fest(schrift)liche Intention hinaus noch eine stärker alltagstaugliche Funktion hätte finden können. Gerade weil die Beiträge über den Tellerrand der deutschsprachigen Exegese blicken, haben sie das Potential dazu, bisherige exegetische Einsichten zu hinterfragen oder als neue Herausforderung in Blick zu nehmen. Dies desto mehr als nicht alle Beiträge einfach den Spuren des Geehrten Hendrik Jacob Koorevaar folgen, sondern folgenreich auf eigenen Füßen stehen und dabei reiche Ernte an Kornwaren (= Koorevaar) einfahren und erfahrbar machen, dass das „heilige Herz der Tora“ letzten Endes die Gnade ist (Lev. 16,17)!
Der mit dieser Festschrift Geehrte, der Niederländer Hendrik Jacob Koorevaar, war lange Jahre Professor für Altes Testament an der Evangelischen Theologischen Faculteit (ETF) Leuven (Belgien). Der etwas entlegen publizierte Band, dessen Titel einem Aufsatz des Jubilars entnommen ist, enthält 19 Beiträge (10 englische, 7 deutsche, 2 holländische) aus einem Kreis von Schülern, Kollegen und Freunden. Abgeschlossen werden alle Aufsätze mit einer Literaturliste und einem englischsprachigen „Abstract“. Entsprechend dem Fachgebiet des Geehrten entfalten die meisten Beiträge Texte und Themen aus dem Bereich des Alten Testaments – aber nicht nur. Sie werden von den Herausgebern unter drei Themenbögen gestellt: 1. „Historie und Hermeneutik“ (5 Beiträge), 2. „Kanon und Struktur“ (6 Beiträge) und 3. „Theologie und Ethik“ (8 Beiträge). Gliederung und Einstellung der Beiträge scheint allerdings nicht immer stringent (so wären z. B. die beiden Aufsätze über Qohelet besser zueinander gestellt worden).
Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Essays: Herbert H. Klement, Narrative Historie und Identität des Gottesvolkes: Zur Bedeutung von Geschichte und Geschichten im Alten Testament, 3–22; Carsten Vang, Deuteronomy and the Notion of Exile, 23–40; Walter Gisin, Adam, Eva und die Jakobsfamilie in Hosea 6,7-11a, 41–60; G. W. Lorein, Dealing with Scripture and Circumstances in Nehemia 9-10, 61–77; Kristofer D. Holroyd, Multiple Speech Act Layers, Jeremiah, and the Future of Studies in Structural Theology, 79–94; Benjamin Kilchör התׁךרהךְז אח – Zur literarischen und theologischen Funktion der An- und Absageformeln in den Pentateuchgesetzen, 97–120; Raymond R. Hausoul, Leviticus 25-27 in de metafysische grootheid Exodus-Leviticus-Numeri, 121–133; Gunnar Begerau, Strukturelle und inhaltlichtheologischeVerbindungen der Ketuvim in der Anordnung der BHS, 135–151; Walter Hilbrands, Die Bedeutung der Struktur und Integrität des Predigerbuches für dessen Theologie, 153–165; Julius Steinberg, Das Hohelied – ein integrativer Ansatz, 167–181; Hans van Nes, Traces of A Three Part Canon underlying 1 Peter, 183–197; Jan L. Verbruggen, The History of Interpretation of Exodus 21:22-25, 201–235; Eveline van Staalduine-Sulman, Impurity, 237–256; Pieter A. Siebesma, Het boek Jona in de uitleg van de Middeleeuwse Joodse exegeten, 257–266; W. Creighton Marlowe, Righteous People in Proverbs, 267–283; Mart-Jan Paul, The Translation of Hebel in Ecclesiastes, 285–301; Gie Vleugels, The Destruction of the Second Temple in the Odes of Solomon, 303–310; Patrick Nullens, Value Personalism as a Lens to Read the Ten Commandments, 311–323; Siegbert Riecker, Altes Testament und allgemeingültige Ethik: Plädoyer für ein Second Quest nach den Noachidischen Geboten, 325–367 (eine Kurzvorstellung der Autoren und eine Publikationsliste des Jubilars beschliessen den Band).
Wie leicht ersichtlich ist, umspannen die Beiträge einen weiten Bogen, wenden sich sehr spezifischen Texten und Themen zu oder behandeln umfassendere Fragestellungen. Umfang und Qualität der Essays sind wie immer bei Sammelbänden unterschiedlich. Eine Erörterung sämtlicher Aufsätze kann nicht geboten werden. Die Besprechung einer Auswahl hat eine subjektive Komponente und ist auch von den Interessen des Rezensenten geleitet. Gleichwohl möchte ich – exemplarisch – aus jedem der drei Hauptteile einen Beitrag herausgreifen und kurz vorstellen.
Vang (Deuteronomy and the Notion of Exile) problematisiert die weit verbreitete Annahme, dass zumindest Teile des Deuteronomiums das Exil mitverarbeiten, also exilisch-nachexilisch entstanden seien. Insonderheit gilt diese Annahme für Dtn 4 (und 28). Vang vertritt dagegen die Ansicht, dass Dtn „must be earlier than the 6th century BC and even earlier than Israel´s first writing prophets, Amos, Hosea, Micah, and Isaiah“ (S. 26). Er richtet das Augenmerk auf die zeitliche Näherbestimmung, dass das Gottesgericht „schnell“ komme (Dtn 4,26; 7,4; 28,20 u. a.). Diese dtn Notiz (und Jos 23,16) sei verschieden vom übrigen AT und füge sich nicht zu anderen, teils exilisch geprägten Berichten. Dort sei von einem aus Liebe motivierten Hinauszögern des Gerichts die Rede (vgl. Thr 2,17). Demgegenüber fänden sich unvermittelte göttliche Reaktionen auf unloyales Bundesverhalten in Gesetzestexten des 2. Jahrtausends (z. B. Codex Hammurabi, Kol. 50, Z. 14–40.84–91), nicht aber in neuassyrischen Vasallenverträgen aus dem 1. Jahrtausend. Zudem vermeidet Dtn die für die Exilierung übliche (technische) Terminologie, Ableitungen von גלה und שֺבה (mit der möglichen Ausnahme von Dtn 28,41), und verwendet dafür eine offenere, unspezifischere Phraseologie. Darüber hinaus fügen sich Dtn 4,28; 28,64 mit der Bemerkung einer Zunahme der Idolatrie nicht zur Realität exilierter Judäer in Babylon, sondern gehören in den Kontext vorexilischer Bundeswarnungen. Ebenso wenig findet sich Sklaverei als Teil der Exilserfahrung in den Fluchabschnitten der genannten Kapitel (vgl. dagegen Jer 5,19; 17,4; Ps 137,3 u. a.). Fazit: Dtn 4 und 28 sind keine exilischen Partien des Buchs. Ungewohnte, aber bedenkenswerte Überlegungen – auch wenn die aufgeführten Beobachtungen die Schlussfolgerungen einer (sehr) frühen Datierung von Dtn in der gegenwärtigen Diskussionslage allein nicht zu tragen vermögen.
Steinberg (Das Hohelied – ein integrativer Ansatz) gewinnt der „Diversität“ des Hohelieds selbst und noch mehr den Ansätzen der Auslegung Positives ab und entwirft einen „integrativen Ansatz“. Diesen skizziert er anhand der Metapher eines mehrstöckigen Gebäudes: Auf der untersten Etage wird eine weisheitliche Sammlung von Liebesliedern ansichtig. Diese wird auf der nächsten Ebene aufgrund der Aneinanderreihung in eine fortlaufende Handlung überführt. Auf der nächsthöheren Ebene werden Aspekte eines Bühnenstücks (Drama) erkennbar, mit einer Hochzeitsfeier als „Sitz im Leben“. Gleichsam zuoberst präsentiert sich das Hohelied als literarisches Gesamtkunstwerk. Dieses wird als „rollende, zyklische Struktur“ beschrieben, wobei der „Beschwörungsformel“ neben anderen Elementen ein für die Strukturierung besonderer Stellenwert zukommt. Der Aufsatz besticht durch gute Beobachtungen, sorgsames Abwägen und – eben – Integration unterschiedlicher Ansätze. Es stellt sich dabei die leise Frage, ob sich wirklich alles harmonisieren und in ein Ganzes einbinden lässt.
Riecker (Altes Testament und allgemeingültige Ethik: Plädoyer für ein Second Quest nach den Noachidischen Geboten) verbindet im umfangreichsten Beitrag des Bandes biblisch-hermeneutische Textpragmatik und Ethik – auf den Punkt gebracht: Wenn die Bibel das Gottesvolk als Gegenüber und Adressat hat (AT: Israel, NT: Kirche) wie kann man dann allgemeingültige, also für alle Menschen verbindliche ethische Aussagen erheben? Der Fokus richtet sich auf die Zeit vor Israel, Gen 1–11. Nach einer breiten Sichtung ethischer Entwürfe (Naturrecht, Schöpfung, Mandatsethik) sowie antikjüdischer (Jubiläen), rabbinischer (Tosefta, Talmud, Midraschim) und urchristlicher Überlegungen (Apg 15, Didache) überführt Riecker die Essenz in ein Schaubild (S. 345). Darauf aufbauend skizziert er Präliminarien eines biblisch begründeten allgemeinen Ethos. Er spricht mit Blick auf Gen 1f. von drei Mandaten (Multiplikation, Domination und – etwas unglücklich – Operation, gemeint ist: bebauen und bewahren) und fügt diese ein in eine Staffelung von Segen oder Fluch. Die nächsten Genesis-Kapitel bieten sich für Überlegungen zu Sünde(n) und Scham an. Anschliessend wird die Protologie (Gen 1–11) verlassen und grossräumig auf den gesamten dreiteiligen Kanon des ATs ausgegriffen (Tora: Ethos für Ausländer und Fremde; Nebi´im: moralische Standards für das Gericht an den Nationen; Ketubim: internationales Ethos). Dieser anregende Beitrag besticht durch Belesenheit, Materialreichtum und grosse Bögen. Mit dem Ausgriff in den dreiteiligen Kanon zum Schluss wird das Fuder allerdings überladen. Ein Verbleib bei Gen 1–11, dafür mit stärkerer Ausschöpfung im Sinne einer allgemeinmenschlichen wie sozialen Ethik wäre angemessener gewesen (vgl. auch die Titelangabe).
Beat Weber, Theologisches Seminar Bienenberg, Liestal (Switzerland) & Department of Ancient Languages, University of Pretoria, Pretoria (South Africa), Birrmoosstrasse 5, CH - 3673 Linden (Switzerland). Email: weberlehnherr@sunrise.ch.