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Rezensionen

Rezensionen
978-3-8440-0583-7
Peter Weißhaupt
Zahn–Medizin–Ethik
Ethische Implikationen der Zahnarzt-Patienten-Begegnung im Spannungsfeld zwischen klinischer und Sozialmedizin
Aachener Dissertationen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin
Buchbesprechung
ZZI-Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie, 10.01.2013

Bisher wurden angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte im Studium nicht systematisch auf ethische Konflikte in der Praxis vorbereitet. Der Autor Peter Weißhaupt geht in seinem Buch der Frage nach, ob die "Ethik für den praktizierenden Zahnarzt verzichtbar" sei. Seine Hypothese lautet: "Eine ethische Diskussion ist für den praktizierenden Zahnarzt von besonderer Bedeutung."
Die Literaturübersicht wurde zuerst als Masterarbeit verfasst und später in erweiterter Form in die Schriftenreihe "Aachener Dissertationen zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin" aufgenommen. Peter Weißhaupt durchsuchte die Datenbanken MEDLINE, PUBMED und BELlT bis November 2007 nach Publikationen anhand der Suchbegriffe "Ethik und Zahnmedizin". Zusätzlich wurden Buchpublikationen einbezogen.
Terminologie und historische Entwicklung der Ethik werden sehr kurz abgehandelt, insbesondere beschränkt sich die Darstellung der historischen Entwicklung der Ethik auf Aristoteles und Hippokrates. Die Entwicklung in der Neuzeit (z. B. Thomas Percival) hätte hier durchaus intensiver aufgearbeitet werden können. Im umfangreicheren Teil "didaktisch-methodische Voraussetzungen" stellt der Autor zunächst den Krankheitsbegriff anhand des triadischen Modells von Hofmann und Eriksen vor.

Darauf aufbauend erläutert er die Prinzipienethik nach Beauchamp und Childress mit den vier Eckpfeilern Wohl tun, Nichtschaden, Respekt vor der Autonomie und Gerechtigkeit. Es folgen die Modifikationen der Prinzipienethik für die Zahnmedizin, Priorisierung und Tugendethik. Die Ausführungen sind auch für den nicht philosophisch vorgebildeten Leser gut nachvollziehbar. Sehr ausführlich setzt sich der Autor mit den ethischen Implikationen für den praktizierenden Zahnarzt auseinander. Schwerpunkte sind der Umgang mit Angstpatienten, Psychosomatik, Ästhetik und zuletzt die ethischen Anforderungen im sozialpolitischen Kontext. In der abschließenden Diskussion stellt Peter Weißhaupt fest, dass die Ethik für den praktizierenden Zahnarzt nicht entbehrlich sei. Die Anzahl deutschsprachiger Publikationen zum Thema Ethik in der Zahnmedizin hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Hier ist allerdings anzumerken, dass man einen ganz ähnlichen Rückgang deutschsprachiger Veröffentlichungen auch in anderen Bereichen der Zahnmedizin findet. So sank der Anteil deutschsprachiger zahnmedizinischer Publikationen zum Thema Karies von 14 % (Zeitraum 1970-1979, Pubmed) auf 1 % (2000-2009), zum Thema Krebserkrankungen von 12% auf 1 %.
Die von Weißhaupt vorgelegten Zahlen illustrieren also hauptsächlich den Niedergang der deutschen Sprache in der Wissenschaft. Trotzdem ist seinem Anliegen einer Verankerung der Ethik in der zahnärztlichen Ausbildung zuzustimmen. Die Zahnmedizin bietet neue Möglichkeiten zum Beispiel im Bereich der Werbung oder der ästhetischen Zahnmedizin. Diese rein intuitiv ohne Orientierung an ethischen Grundsätzen anzuwenden, würde zweifellos nicht nur unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch dem Ansehen des Berufsstandes schaden.Besonders interessant ist der Ausblick im Hinblick auf die Diskussion um die Verantwortlichkeit der Patienten für orale Erkrankungen.
Diese ist schon wegen der falschen Vorstellung einer vollumfänglichen Vermeidbarkeit durch ausreichende Prophylaxe ethisch problematisch. Weißhaupts Arbeit ist eine Bestandsaufnahme der modernen Zahnmedizinischen Ethik. Der historische Überblick beschränkt sich daher bis auf wenige Ausnahmen auf den dort erfassten Zeitraum. Als Nachschlagewerk für konkrete ethische Probleme in der alltäglichen Praxis ist das Buch nicht geeignet.
Dagegen findet der Leser nachvollziehbare Lösungsstrategien für ethische Konflikte. Zu empfehlen ist es daher vor allem Einsteigern, die sich mit rein in-tuitiven Lösungen nicht zufrieden geben möchten, aber weniger an einer umfassenden historischen und philosophischen Grundlage interessiert sind.

C. Runte, Münster (Dtsch Zahnärztl Z 2012;67:628)

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