Ganzheitliche Erfahrung
Viele sind in der Frage nach Gott tief verunsichert; nicht nur angesichts von Naturkatastrophen (Haiti 2010). Die Aufklärung forderte: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen« – auch im Blick auf die Bibel und den Glauben an Gott.
Schon Kopernikus, Bruno und Galilei hatten das biblische Weltbild durch neue Erkenntnisse radikal infrage gestellt: DieErde ist nicht der Mittelpunkt der Welt; Gott nicht außerhalb der Wirklichkeitdenkbar. – Die Kirche reagierte mit aggressiver Ablehnung. Aber die modernen Naturwissenschaften bestätigten die Erkenntnisse und gingen noch weit darüber hinaus: Der Mensch, nur ein in unvorstellbaren Zeiträumen höher entwickeltes Tier? Wie kann man noch Gott, den Schöpfer und Erde und Mensch als seine Schöpfung glauben?
Diesen Herausforderungen stellt sich das Buch. Man kann sie nicht stillschweigend übergehen oder starr auf dem herkömmlich-gewohnten Stand beharren. Der Leser wird mit moderner Kritik am überlieferten Glauben konfrontiert, bis hin zu Dawkins »Der Gottes-wahn« – einem atheistischen Bestseller. Der Verfasser zeigt aber auch Beispielefür die moderne Suche nach einem neuen Gottes- und Glaubensverständnis, dies ich der Mystik zuwenden (Rosien: »Mein Gott, mein Glück«) oder zeigen,welche gewohnten Inhalte verabschiedet werden müssen, (Jörns: »Glaubwürdigvon Gott reden«.)
Wir müssen neu nach religiösen Erfahrungen fragen (Zink: »Gotteswahrnehmung«). Dabei geht es um ganzheitliche Erfahrung, die nicht nur der Vernunft Raum gibt; zum Denken muss das Empfinden, das Fühlen und die Intuition hinzukommen. So können wir auch die nötige Offenheit finden für den interreligiösen Dialog, der zur unabweisbaren Aufgabe geworden ist. (EBo)