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Rezensionen

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978-3-8322-9402-1
Karl Besemer
Gott, wo bist du?
Menschen auf der Suche nach dem verlorenen Gott
Lebens- und Glaubenswelten
Rezension
a+b, Für Arbeit und Besinnung, Zeitschrift für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, 01.02.2011

Die Suche nach Gott ist heute notwendiger denn je und vermutlich war es noch nie so schwierig wie heute. Denn die Verkündigung des Evangeliums muss in einem Traditionsabbruch bestehen, wie ihn die westliche Welt seit dem Erdbeben von Lisabon im Ausgang des 18.Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat. Damals war dies der Beginn des modernen Atheismus, der modernen Aufklärung und des Auseinanderbrechens von Pietismus und Aufklärung. Also eine Geschichte, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Die Kluft zwischen Kirche und Gesellschaft ist seither immer tiefer geworden. Der Traditionsabbruch hat auch vor eins kirchlich sozialisierten Familien nicht Halt gemacht. Die Großeltern beteten jeden Tag zu Tisch, die Generation der Eltern hat das Tischgebet abgeschafft und die Enkel wissen nicht mehr, was das überhaupt ist. Karl Besemer, einst 14 Jahre lang Schuldekan in Ludwigsburg, hat dieses Thema bis heute nicht losgelassen. Natürlich ist ein kleines Buch daraus geworden und wie es seine Art ist, wurde ein Kompendium daraus. Historisch beschreibt er den Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Glauben zur Zeit der Aufklärung, nennt Chancen und Sackgassen der Aufklärung, beschreibt drei Kritiker der konventionellen Frömmigkeit (David Friedrich Strauß, Richard Dawkins und Gerd Lüdemann) und führt in die Denkweise von Theologen ein, die sich auf der Suche nach einem neuen Gottes- und Glaubensverständnis befinden (Peter Rosien, John Shelby Spong und Klaus Peter Jörns). Umfangreich setzt er sich mit Jörg Zink und seiner Gotteswahrnehmung auseinander, beschreibt seinen persönlichen Glauben heute und lässt den Leser daran teilnehmen, indem er eigene Predigten zum Thema veröffentlicht und so zur Auseinandersetzung einlädt. Karl Besemer ist durch und durch nicht nur Theologe, sondern auch Pädagoge. So ist der Aufbau seiner Kapitel klar und einfach strukturiert. Er beschreibt die Herausforderungen der einzelnen Theologen, legt ihre Theologie thesenartig dar und zieht daraus ein Fazit, das zur eigenen Auseinandersetzung ermutigt. Das alles ist klar und deutlich dargestellt, in gutem Deutsch geschrieben, ohne Phrasen und verschwurbelter Theologensprache. Es ist ein Genuss zu lesen und lädt zu eigenem Kennenlernen der jeweiligen Theologen in deren Werken ein. Ein durch und durch pädagogisches Buch, ein echtes „Lehrbuch“. Jürgen Kaiser

978-3-8322-9402-1
Karl Besemer
Gott, wo bist du?
Menschen auf der Suche nach dem verlorenen Gott
Lebens- und Glaubenswelten
Rezension
REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER , 20. November 2010, 22.11.2010

Ganzheitliche Erfahrung
Viele sind in der Frage nach Gott tief verunsichert; nicht nur angesichts von Naturkatastrophen (Haiti 2010). Die Aufklärung forderte: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen« – auch im Blick auf die Bibel und den Glauben an Gott.
Schon Kopernikus, Bruno und Galilei hatten das biblische Weltbild durch neue Erkenntnisse radikal infrage gestellt: DieErde ist nicht der Mittelpunkt der Welt; Gott nicht außerhalb der Wirklichkeitdenkbar. – Die Kirche reagierte mit aggressiver Ablehnung. Aber die modernen Naturwissenschaften bestätigten die Erkenntnisse und gingen noch weit darüber hinaus: Der Mensch, nur ein in unvorstellbaren Zeiträumen höher entwickeltes Tier? Wie kann man noch Gott, den Schöpfer und Erde und Mensch als seine Schöpfung glauben?
Diesen Herausforderungen stellt sich das Buch. Man kann sie nicht stillschweigend übergehen oder starr auf dem herkömmlich-gewohnten Stand beharren. Der Leser wird mit moderner Kritik am überlieferten Glauben konfrontiert, bis hin zu Dawkins »Der Gottes-wahn« – einem atheistischen Bestseller. Der Verfasser zeigt aber auch Beispielefür die moderne Suche nach einem neuen Gottes- und Glaubensverständnis, dies ich der Mystik zuwenden (Rosien: »Mein Gott, mein Glück«) oder zeigen,welche gewohnten Inhalte verabschiedet werden müssen, (Jörns: »Glaubwürdigvon Gott reden«.)
Wir müssen neu nach religiösen Erfahrungen fragen (Zink: »Gotteswahrnehmung«). Dabei geht es um ganzheitliche Erfahrung, die nicht nur der Vernunft Raum gibt; zum Denken muss das Empfinden, das Fühlen und die Intuition hinzukommen. So können wir auch die nötige Offenheit finden für den interreligiösen Dialog, der zur unabweisbaren Aufgabe geworden ist. (EBo)

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