Entstehungshintergrund
Die vorliegende Schrift wurde als Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität eingereicht. Ihr Aufbau und der Stil der Darstellung entsprechen den Anforderungen, die an wissenschaftliche Arbeiten gestellt werden.
Aufbau und Inhalt
Nach der Einleitung wird im ersten Kapitel dargelegt, dass es bei der Einführung von Kommunikationsmethoden und der Auswahl eines geeigneten Vokabulars wesentlich ist, von den Interessen und Bedürfnissen des jeweiligen Kindes auszugehen. Diese Aussage wird im Laufe der Arbeit immer wieder aufgegriffen und erläutert.
Im zweiten Kapitel „Systematik und Grundlagen“ werden die Bedeutung der Kommunikation erörtert und die Vorteile der Gebärde als augmentative und alternative Kommunikationsmethode aufgezeigt. Es wird Wert darauf gelegt, dass bei vielen Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung die Einführung von Gebärden nicht den Gebrauch der Lautsprache ersetzen soll, sondern eine Brücke hin zur Lautsprache darstellt. Die Formen und Auswirkungen eingeschränkter auditiver Fähigkeiten insbesondere auf Menschen mit geistiger Behinderung werden aufgezeigt. Ein Anliegen des Autors ist es, eine gewisse Einheitlichkeit der verwendeten Gebärden zu erreichen. In dem Raum, in dem Sonnenberg arbeitet, hat sich das „Ursberger Gebärdensystem“ etabliert, für dessen Einführung und Verbreitungen er dort plädiert.
Im dritten Kapitel „das Umfeld des betroffenen Personenkreises: Eltern, Fachpersonal, weiter Personengruppen“ wird die Relevanz der Einbeziehung von Eltern und Schule dargestellt. Als eine Möglichkeit dies möglichst umfassend und effizient zu erreichen werden Fortbildungskurse benannt.
„Planung, Durchführung und Reflexion einer Fortbildungsreihe“ ist daher das Thema des vierten Kapitels. Unter Zugrundelegung des Konzeptes der Handlungsforschung entwickelt und evaluiert Sonnenberg Fortbildungskurse, mit denen die interessierten Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern an den Gebrauch des „Ursberger Gebärdensystems“ herangeführt werden.
Im Anhang sind die Fortbildungsmaterialien eingestellt. Dabei handelt es sich um die Folien der Einführungsveranstaltung „Gebärden – ihr Einsatz an Schulen zur individuellen Lebensbewältigung“, zum Thema „Auditive Wahrnehmungsstörung“ und mit der Beschreibung einiger ausgewählter Gebärden. Ebenso ist der Evaluationsbogen zur Fortbildungsveranstaltung ausgedruckt.
Fazit
In der Veröffentlichung trägt der Autor die Grundlagen der Erkenntnisse bezüglich des Einsatzes von Gebärden bei Menschen mit geistiger Behinderung zusammen. Insbesondere werden einige gute Beispiele für die positive Auswirkung des Gebärdeneinsatzes auf die kommunikative Situation gegeben – sowohl im Bereich der alternativen Kommunikation als auch im Bereich der Lautsprache.
Das „Ursberger Gebärdensystem“ wird als die gemeinsame Gebärdensprache vorgeschlagen, aber nicht näher vorgestellt. Dieses Gebärdensystem ist außerhalb des süddeutschen Raumes kaum vertreten; im Allgemeinen wird eher über die Vorteile und Nachteile von der deutschen Gebärdensprache und der Sammlung „Schau doch meine Hände an“ diskutiert. Doch spielt dieser Aspekt nur eine geringe Rolle für die Bewertung der Arbeit. Wichtig ist die Darstellung des Fortbildungskonzeptes, in das man durch die Beschreibung und die beigefügten Folien einen guten Überblick bekommt.
Das Buch ist weniger für Eltern oder Fachleute geeignet, die sich praktischen Anleitungen für den Einsatz von Gebärden an der Schule holen wollen, aber es bietet Anregungen für die Implementierung von Unterstützter Kommunikation innerhalb von Elternhäusern, Schulgemeinschaften und auf- und abgebende Institutionen innerhalb eines lokalen Umfeldes.