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Rezensionen

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978-3-8322-7222-7
Judith Rosta, Manfred V. Singer
Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses
– Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick
Medizin
Rezension
Gunther Kruse, Sozialpsychiatrische Informationen 4/2009, 39. Jahrgang, S. 54, 30.09.2009

Auf dieses Buch wurde ich aufmerksam durch eine Besprechung in der Süddeutschen Zeitung am 27.01.2009. Darin arbeitet sich der Rezensent über Gerhard Polt und den Gilgamesch-Epos vor zu diesem aktuellen Buch und bemerkt, dass die Kulturgeschichte des Alkohols immer zugleich eine Geschichte seiner Tabuisierung wie seiner Verherrlichung sei. Im Vorwort, das wie im Übrigen das gesamte Buch, in Großdruckbuchstaben geschrieben ist, sodass die Lektüre für altersschwache Augen das reinste Vergnügen ist, wird darauf hingewiesen, dass das Buch sich an interessierte Laien wendet, die sich sachlich über die folgenden Themen und die Zusammenhänge informieren möchten: wo zum Beispiel die Anfänge des Konsums alkoholischer Getränke lägen, wie, warum und von wem Alkohohl verwendet worden sei, welches die Folgen des Alkoholkonsums gewesen seien, welche Regulierungsversuche und Strategien es in einzelnen Epochen gegenüber dem Alkoholkonsum gegeben hätte. Wir erfahren, dass vor etwa 12 000 Jahren eine der grundlegenden und faszinierendsten Veränderungen der Menschheit stattgefunden hat, nämlich der Übergang vom Leben des Jägers und Sammlers zur sesshaften Lebensweise des Hirten und Bauern. Erst durch das Sesshaftwerden konnte man die Erfahrung machen, dass vergorene Früchte nicht nur faulig schmecken, sondern, in großen Mengen genossen, einen Rausch bewirken können und schließlich durch die Entwicklung landwirtschaftlicher Methoden die Ermöglichung der Herstellung gegorener Getränke auf breiter Basis möglich wurde. Historisch werden dann die Jahrtausende, auch mit schönen, eindrücklichen Illustrationen, durchforstet im Hinblick auf die Konsumentenverhaltensweisen und zudem auch vielerlei Vorteile des Alkoholkonsums aufgelistet, u.a. dadurch, dass das Quantum Rotwein für die am Zweiten Weltkrieg teilnehmenden italienischen Soldaten verhindert haben könnte, dass sie Darminfektionen, wie Typhus und Ruhr erlitten hätten. Absonderlich scheint unsereins, nicht, dass der Rausch Ausdruck der Lebensfülle und ein Mittel, um sich in Ekstase zu versetzen war, sondern dass als Merkmal des Rausches das Erbrechen galt, ein aus unserer Sicht nicht sonderlich erbaulicher Vorgang. Immer wieder erfreut einen die reichhaltige bildnerische Untermalung des Textes bis zur Darstellung der inzwischen vermutlich aus der Mode gekommenen Methode, dass bei den Germanen die gleiche Menschengruppe einen Vorschlag zweimal besprechen musste, einmal angetrunken und einmal nüchtern. Wenn man nüchtern auch noch einverstanden war, führte man den Beschluss aus, sonst ließ man ihn fallen. Eine Fülle von Gedichten und literarischen Textstellen lockert das Buch auf, schließlich kommen aber auch Antialkoholbewegungen zu Wort, kurzum, eine abwechslungsreiche, informative, weiterbildende Darstellung der Kulturgeschichte des Alkohols.

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