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Rezensionen

Rezensionen
978-3-8322-7222-7
Judith Rosta, Manfred V. Singer
Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses
– Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols - unter Mitarbeit von Peter Feick
Medizin
Rezension
Stephanus Parmann, Buckower Prisma Nr. 51, S. 29-30, November 2009, 01.11.2009

„Es riecht nach Bier von Hamburg bis Wien, es riecht nach Bier, wo immer ich bin. Es riecht nach Bier von London bis Prag, trink doch mit mir, weil ich dich so mag", heißt es in einem Chanson von Jacques Brel. Alkohol begleitet die Menschheit seit langem. Mal ist er Nahrungsmittel, Durstlöscher, Bestandteil religiöser Feste oder Arznei -Alkohol wurde über den Lauf der Jahrhunderte vielfältig ein gesetzt. Noch bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts hinein, hatten alkoholische Getränke in Europa eine zentrale Stellung zur Erhaltung der Gesundheit und waren zentrale Bestandteile der Krankenbehandlung. Das ist eines der Ergebnisse des Mannheimer Internisten Professor Dr. Dr. h.c. mult. Manfred V. Singer und seiner früheren Mitarbeiterin Dr. Judith Rosta. Die Autoren wandelten auf den Spuren des Gebrauchs von Alkohol und haben ihre Ergebnisse in dem Buch „Über die Kunst des rechten Alkoholgenusses - Eine kleine Kulturgeschichte des Alkohols" festgehalten. Was sie durch ihre Recherchen zutage brachten, dürfte hie und da selbst einen Kenner der deutschen Geschichte verblüffen. So fanden Sie heraus, dass die Betriebskrankenkasse „Krupp" noch um 1900 11.000 Liter medizinischen Wein auf Rezept ausgab. Zurzeit des Preußenkönigs Friedrich I wurden gar bis zu acht Liter Wein am Tag für eine „Wein-Kur" an einen Patienten verabreicht. Soweit die Spitzen des medizinischen Gebrauchs von Alkohol im Laufe der Geschichte. Dass Bier nahrhaft ist, wird klar, wenn man sich den einen oder anderen „Bierbauch" anschaut, auf den manch einer heute noch stolz ist und ihn wie ein Statussymbol vor sich hin trägt. Der Genuss alkoholischer Getränke war tatsächlich beides: Nahrungsquelle und Statussymbol. Bier gab es anscheinend schon im 4. Jahrtausend vor Christus. Sicher weiß keiner so genau, wie Bier und Wein im 3. Jahrtausend vor Chr. in der Region um den Euphrat, Nil und Indus schmeckten. Sicher aber ist, dass Bier als Nahrungsmittel und Lohnbestandteil eingesetzt wurde. Während Tempelarbeiter täglich einen Liter Bier bekamen, erhielten Oberpriester fünf. Alkohol trinken war von jeher auch ein Symbol der Gemeinschaft. Sehr oft und über Jahrhunderte hinweg, wurde der Gemeinsinn mit heftigen Trinkgelagen besiegelt. Auch das christliche Gebot der Mäßigkeit hatte darauf lange Zeit keinen Einfluss. Schon gar nicht in Deutschland, will man meinen. „Sie trinken Tag und Nacht, bis sie voll und wieder nüchtern werden; wer im trinken ihr aller Meister ist, der empfängt nicht aller Lob, sondern Lohn und einen Kranz dafür. Wer nicht mitsäuft, der packe sich.", schrieb Sebastian Franck von Wörd (1567) über die Unmäßigkeit der Sachsen. Erst mit dem 19 Jahrhundert beginnt man in der westlichen Welt dem Alkohol auf breiter Front den Kampf anzusagen, ohne dass man ihn bis heute gewonnen hätte. Noch gegenwärtig gelten Abstinenzler ebenso als Abweichler wie starke Trinker. Was aber ist das rechte Maß? Auch davon berichtet dieses wundervoll und verständlich geschriebene sowie reichlich bebilderte Buch. Zum Schluss diskutiert es die Definitionen des potenziell risikofreien Alkoholkonsums und geht auf die gesundheitsschädigenden Folgen des Alkoholmissbrauchs ein.

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