Selten hat eine historische Studie bei Fachleuten (aber gibt es davon mehr als ein Dutzend?) derartig Aufsehen erregt und ist bei den sachlich und zeitlich benachbarten Disziplinen so wenig zur Kenntnis genommen worden wie die vorliegende Aachener Habil.-Schrift vom Wintersemester 1998. Dabei trifft sie den Kern dessen, was man im 19. und 20. Jh. - zu Recht oder Unrecht - als Parameter der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung überhaupt angese-hen hat: die intensive Energiegewinnung und -nutzung. Hier hat ein Historiker schriftliche Quellen nach allen Regeln der Kunst bearbeitet, ausgewertet und -quasi als Beleg - in Transkription gedruckt. K. erwähnt die römische Steinkohlennutzung und erörtert die Motive eines im 12. Jh. neuerlich einsetzenden Abbaus örtlicher Kohlevorkommen. Dabei wurde von Anfang an der Nutzen für die Schmiede hervorgehoben. Auch die weiteren Verwendungsarten durch Bäcker und andere Handwerker, die Feuer benötigten (z. B. Kalkbrenner, Töpfereien und Ziegeleien), sowie arme Leute, blieb durch das ganze M A konstant. Durch die Art der schriftlichen Überlieferung liegt das Schwerge-wicht der Informationen im rechtlichen und politischen Bereich. Auffallend ist, daß die Zisterzienser-Abtei Val St. Lambert fast seit dem Einsetzen der schriftli-chen Quellen als Akteur vertreten ist, ja geradezu als treibende Kraft zu gelten hat. Im übrigen wurde der Steinkohlebergbau derart bestimmend für Lüttich, daß alle geistlichen Institutionen darin engagiert waren, genauso wie Bürger und Adlige. Neben den rechtlichen und politischen Implikationen fallen die sozialen ins Auge, ohne daß die wirtschaftlichen und technischen vergessen wären. Abbaumethoden werden zwar erst in neuzeitlichen Quellen behandelt, aber die Wasserver- und -entsorgung tritt aus dem Material deutlich hervor. Auch die Transportprobleme sind angesprochen. Der Export folgte zum über-wiegenden Teil der Maas, insbesondere ins waldarme Holland, das auch von Übersee, d. h. von England her, mit Kohle (seacoal) als Brennmaterial versorgt wurde. Kohle wurde aber auch von Salzlieferanten auf dem Landweg als Rück-fracht mitgenommen. - Da die Inventarisierung der Archivbestände noch nicht abgeschlossen ist, rechnet K. mit weiteren Quellenfunden, die allerdings den erreichten Informationsstand nicht wesentlich verändern dürften. Die meisten benutzten Texte waren ungedruckt. Der Entschluß, sie mit Regest und Be-schreibung, wenngleich nicht kritisch, herauszugeben, ist sehr lobenswert, weil erst der Dokumentationsband der Arbeit ihr volles Gewicht verleiht. Sehr dankbar nimmt man auch das differenzierte Register zur Kenntnis, das zugleich als Glossar dienen kann. Das Werk, das in jede Bibliothek gehört, dürfte ein Umdenken auf vielen Gebieten notwendig mache