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Weiterempfehlung
978-3-8440-1733-5
33,80 €
ISBN 978-3-8440-1733-5
Paperback
292 Seiten
11 Abbildungen
437 g
21 x 14,8 cm
Deutsch
Tagungsband
März 2013
Berthold Heinecke, Ingrid Kästner (Hgg.)
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und die gelehrte Welt Europas um 1700
Der Band enthält die Beiträge der von der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt in Zusammenarbeit mit KULTUR-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V. ausgerichteten Tagung, die – unterstützt durch die Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat – vom 4. bis 6. Mai 2012 auf Schloss Hundisburg bei Haldensleben stattfand. Für das Thema „Europäische Wissenschaftsbeziehungen“ ist kaum ein Gelehrter der Vergangenheit derart prädestiniert wie Leibniz, dessen Werk einen einmaligen Spiegel europäischer Wissenschaft und Kultur in der Zeit der Frühaufklärung darstellt. Die Beiträge des Bandes zeigen, wie sich Leibniz‘ geniale Vielseitigkeit – als Gelehrter, Wissenschaftler, Wissenschaftsorganisator, Vermittler in Politik und Religion – aus europäischen Wurzeln speiste und wie er seinerseits das Denken und die Forschungen seiner Zeit und darüber hinaus befruchtete.

Gerd van den Heuvel weist in seinem einleitenden Essay (Leibniz als bürgerlicher Gelehrter im frühneuzeitlichen Fürstenstaat. Eine biographische Skizze) auf den für das Leibnizsche Werk prägenden Harmoniegedanken hin, die Versöhnung des Neuen und des Alten, und zwar durch Tätigkeit, um unsere Welt tatsächlich zur besten aller möglichen Welten zu machen. Der Autor widmet sich in einem weiteren Beitrag (Gottfried Wilhelm Leibniz: Geschichtswissenschaft und Geschichtsphilosophie in der ‚Stabilisierungsmoderne‘) den geschichtsphilosophischen Auffassungen von Leibniz, der von grundsätzlichem Fortschrittsoptimismus hinsichtlich der Perfektibilität des Menschen und seiner Verhältnisse erfüllt war. Die Gelehrten sollten daran durch Neuorganisation der Wissenschaften – so durch international vernetzte Akademien – mitwirken. Die dazu von Leibniz entwickelten Projekte speisen sich, wie bei Siegfried Wollgast überzeugend dargelegt wird (Europäische Wurzeln des Akademiegedankens von G.W. Leibniz), aus vielen Quellen. Die bereits existierende internationale Verknüpfung der Wissenschaften wird besonders deutlich auf einem Gebiet, das Leibniz viele Jahrzehnte beschäftigte, der Mathematik. Eberhard Knobloch widmet sich in seinem Beitrag Denken in Zusammenhängen – Methoden und Ergebnisse Leibnizscher Mathematik zunächst der Debatte um die unendlich kleinen Größen. Leibniz findet zu einer Lösung, die das schwer fassbare Kontinuum mathematisch handhabbar macht und zugleich den Anforderungen an die mathematische Strenge genügt. Leibniz‘ Denken ist ein Denken in Zusammenhängen; diese zeigen sich für ihn in der Mathematik in einer allgemeinen Charakteristik, in der Kunst der mathematischen Symbolik.

Wenn auch Leibniz‘ Korrespondenz sehr weit gestreut ist, so liegen doch die Schwerpunkte bei seinen Beziehungen zu Frankreich, Italien und England. Gian Franco Frigo wendet sich in seinem Beitrag Leibniz‘ iter Italicum zwischen Erudition und Wissenschaft den naturwissenschaftlichen, wesentlich von den Forschungen Galileis inspirierten Projekten von Leibniz zu. Eine ergiebige Quelle für die deutsch-italienischen Wissenschaftsbeziehungen im 17. Jh. ist der in der Nationalbibliothek von Florenz aufbewahrte Nachlass von Antonio Magliabechi, der – wie Andreas Kleinert (Der Altdorfer Physiker Johann Christoph Sturm (1635-1703) und seine Verbindung zu Italien) zeigt – eine außerordentlich umfangreiche Korrespondenz mit Gelehrten in ganz Europa unterhielt. In Leibniz‘ Korrespondenz mit England und Schottland (Nora Gädeke: Die politische Gelehrtenrepublik – Leibniz‘ Korrespondenz mit England und Schottland) spielen besonders die Ereignisse um die englische Thronfolge am Beginn des 18. Jh. eine große Rolle. Jürgen Klein untersucht in Dimensionen neuzeitlicher Welterkenntnis: Francis Bacons und Jan Amos Comenius‘ Erkenntniskonzepte im Spiegel der Leibnizschen Rezeption diese Rezeption vor allem aus englischer Perspektive. Fritz Krafft (Alt und jung. Die Kontakte zwischen Otto von Guericke und Gottfried Wilhelm Leibniz: virtutes mundanae und Einhorn) widmet sich dem Austausch zwischen dem jungen Leibniz und dem im Zenit seines Schaffens stehenden Guericke in Bezug auf die naturphilosophischen Fragestellungen zum Vakuum und den von Guericke postulierten Fernwirkungskräften, aber ebenso auf Guerickes Bericht zum Fund eines vermeintlichen Einhornskeletts bei Quedlinburg. Bei Berthold Heinecke (Otto von Guericke und die Leibniz-Clarke-Debatte) geht es um diese erwähnte naturphilosophische Auseinandersetzung, die im Sinne Newtons von Samuel Clarke in einem vielbeachteten Briefwechsel mit Leibniz geführt wurde. In Leibniz‘ wissenschaftsorganisatorischen Bemühungen nahm seit Ende des 17. Jh. Russland einen wichtigen Platz ein (Michael Schippan: Der „Solon Russlands“ und der Zar. Gottfried Wilhelm Leibniz, Peter der Große und die europäischen Wissenschaftsbeziehungen), wovon eine Vielzahl von Briefen, Denkschriften und Entwürfen Zeugnis ablegt. Von Russland erhoffte sich Leibniz auch die Klärung des Problems des Erdmagnetismus. Karin Reich und Elena Roussanova (Gottfried Wilhelm Leibniz und die Anfänge der wissenschaftlichen Erforschung des Erdmagnetismus) widmen sich dem Beitrag von Leibniz zur Lösung dieser Frage.
Schlagwörter: Wissenschaftsgeschichte; Gottfried Wilhelm Leibniz; Akademien; Frühaufklärung; Stabilisierungsmoderne; Otto von Guericke; Peter der Große
Europäische Wissenschaftsbeziehungen
Herausgegeben von Prof. Dr. Dietrich von Engelhardt, Prof. Dr. Ingrid Kästner, Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kiefer †, Prof. Dr. Karin Reich und Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, Erfurt
Band 6
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