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49,80 €
ISBN 978-3-8440-0578-3
Paperback
296 Seiten
21 Abbildungen
440 g
24 x 17 cm
Deutsch
Dissertation
Dezember 2011
Darijana Hahn-Lotzing
Spuren im Sand - oder: Der Kinderspielplatz als Indikator der Gesellschaft
Eine kulturwissenschaftliche Analyse
Für die einen ist es ein äußerst angenehmer Treffpunkt. Für die anderen ein spannungsgeladener Ort der sozialen Kontrolle. Ausgehend von der Frage, was sich für Mütter und Väter auf dem Kinderspielplatz abspielt, startet die Doktorarbeit "Spuren im Sand - oder: der Kinderspielplatz als Indikator der Gesellschaft" eine kulturwissenschaftliche Analyse, die in den Sichtbarkeiten des konkret angelegten Spielplatzes, dessen Besuch durch die Mütter und Väter in Begleitung ihrer Kinder und in der medialen Berichterstattung Spuren sieht, die auf einen verborgenen Sinn schließen lassen.

Dieser kommt dann zum Vorschein, wenn auf semiotische Art gefragt wird, wie diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten konstruiert wurden, wie sie gegenwärtig "gelesen" werden, und schließlich welche Wirkung sie bei den Akteuren erzeugen.

Durch Quellen-, Literatur- und Diskursanalyse sowie mittels Ethnografie und an Hand der Analyse von rund 50 qualitativen Interviews mit Müttern und Vätern sowie Spielplatz- und Erziehungsexperten kann gezeigt werden, wie die genannten Sichtbarkeiten Ergebnis eines spätestens in der Aufklärung begonnenen Prozesses der Zivilisation darstellen, der nicht nur den Prozess von der Entdeckung bis zur Inszenierung der Kindheit beinhaltet. Sondern der darüber hinaus einen Prozess der Disziplinierung darstellt, bei dem im Sinne von Norbert Elias, Michel Foucault und Pierre Bourdieu in der Institution des Spielplatzes Verhaltensanweisungen stecken, welche die Mütter und Väter so verinnerlicht haben als entsprängen sie ihrem ureigenen Instinkt.

Wie die Mütter und Väter den Spielplatz dann erleben, hängt am wenigsten von der Gestaltung des Spielplatzes ab, sondern vielmehr von solchen Aspekten im Erziehungsalltag wie der Unerfahrenheit in der Erziehung sowie dem Grade der Zuständigkeit fürs Kind. Wie damit umgegangen wird, hängt wiederum mit sozialpsychologischen Faktoren wie der Kognitiven Dissonanz und dem Sozialen Vergleich zusammen - Faktoren, mit denen sich die fiinf Spielplatzerlebnistypen "selbstverständlich", "positiv", "enttäuscht", "abgrenzend" und "verweigemd" unterscheiden und sich Persönlichkeits- und Rollentypen zuordnen lassen.

Wie das Erlebnis zum einen ausfällt und wie es zum anderen nach außen hin dargestellt wird, verweist wiederum auf das gesellschaftliche Klima im Allgemeinen. Je mehr die neoliberalistische GrundeinsteIlung einer Leistungsgesellschaft vorherrscht, dass jeder für sein eigenes Glück verantwortlich sei, desto schwieriger fällt es den Akteuren ihre empfundene Abweichung von der Harmonie suggerierenden Bilderwelt wirklich einzugestehen.

Nur unter dem Deckmantel der Satire geben Mütter und Väter in Zeitungsartikeln zu, dass es ihnen auf dem Spielplatz nicht gefällt. Dass trotz des verbreiteten Spielplatz-Bashings der Spielplatz selbst nicht in Frage gestellt wird, weder in den Medien noch von den Müttern und Vätern, macht ihn im Sinne Roland Barthes zu einem "Mythos des Alltags", bei dem das "Gewordene" des Spielplatzes und der in ihm steckende Zweck der Erziehung als "natürlich" hingestellt und damit eine Bilderwelt, das Zeichen als assoziative Gesamtheit, konstruiert wird, das eine Kompensation von gesellschaftlichen Befindlichkeiten darstellt, die sich am besten mit der Dialektik der Aufklärung erfassen lässt. So spiegelt die massive Spielplatzkritik der Pädagogen die Sehnsucht nach Einfachheit in einer Leistungsgesellschaft, in der die Mütter und Väter nur um das Beste ihrer Kinder bemüht sind und so den Spielplatz entgegen der Experten und entgegen ihres eigenen Empfindens als notwendigen Ort befürworten.
Schlagwörter: Kindheits- und Erziehungsvorstellungen; Sozialpsychologie; Rollentheorie; Raumforschung; Semiotik
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