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Rezensionen

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978-3-8322-7233-3
Academia Domitor - Studienforum Johann Jakob Hemmer e.V. (Hrsg.)
Johann Jakob Hemmer (1733-1790)
Geistlicher, Sprachforscher, erfolgreicher Physiker, Meteorologe und Vollender des Blitzableiters
Geschichtswissenschaft
Rezension
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 2010, 01.01.2010

Der anlässlich des 275. Geburtstags von Johann Jakob Hemmer herausgegebene Sammelband würdigt das vielfältige wissenschaftliche Wirken des 1733 im westpfälzischen Horbach geborenen und 1790 in Mannheim verstorbenen Universalgelehrten und Geistlichen, der als Mitglied der Mannheimer Akademie der Wissenschaften, als Direktor des Physikalischen Kabinetts, als Sprachforscher, als Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft", als Klimaforscher und Meteorologe zu den herausragenden Protagonisten der Carl-Theodor-Zeit zählt. Der Band, eingeleitet von einem Prolog von Walfried und Patrick Schäfer „Johann Jakob Hemmer - Eine historische Reminiszenz" (S. 4-7), ist dreigeteilt. Während im ersten Teil Walfried Schäfer (S. 11-33) und Fritz J. Stephan (S. 35-45) in ihren Beiträgen Hemmers Heimat und Familiengeschichte in den Blick nehmen, widmen sich im zweiten Teil sieben Aufsätze, die auf der 2006 vom Studienforum veranstalteten kulturhistorischen´ Vortragsreihe basieren, der enormen Bandbreite des wissenschaftlichen Werks Hemmers, das trotz vereinzelter Bemühungen in der Ver-gangenheit - wie zuletzt im Kontext der Wiederkehr des 200. Todestages 1990 - im We-sentlichen noch immer zu den Desideraten der kurpfälzischen Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts gehört. Dass es dabei gelegentlich zu Wiederholungen und thema-tischen Überschneidungen kommt, liegt in der Natur eines Sammelbandes begründet. Alois Dauenhauer erinnert an den ebenfalls aus der Westpfalz stammenden Medizi-ner und Zeitgenossen Hemmers, Johann Peter Frank (1745-1821), und geht auf dessen Wirken in Göttingen, Pavia, Wilna, Wien und St. Petersburg ein (S. 51-60). Helmut Pflanz beschreibt Hemmers schulischen und wissenschaftlichen Werdegang und be-leuchtet kurz die Stationen Kaiserslautern, Köln, Dirmstein und Mannheim, wo der Weltgeistliche 1760 im Anschluss an seine Zeit als Hauslehrer im Dienst der Familie von Sturmfeder Hofkaplan wurde (S. 61-66). Der Mannheimer Altgermanist und Sprachwissenschaftler Gerhard Bauer widmet sich schließlich ausführlich Hemmers „Kampf um die Modernisierung der deutschen Rechtschreibung" (S. 67-96) und behan-delt unter anderem dessen 1769 in der Quadratestadt erschienene Schrift „Abhandlung über die deutsche Sprache zum Nutzen der Pfalz ...". Er macht dabei auf dessen leider weitgehend in Vergessenheit geratene Bedeutung als Sprachreformer aufmerksam und zeigt auf, dass es gerade dem streitbaren Westpfälzer zu verdanken sei, „dass die Beson-derheiten der neuhochdeutschen Schriftsprache allmählich auch in der Pfalz die bisher üblichen stark mundartbestimmten Schreibformen ersetzten" und „dass auch in den Kurpfälzischen Schulen gesteigerter Wert auf einen guten Deutschunterricht gelegt wurde" (S. 93). Karsten Glöser wendet sich schließlich aus naturwissenschaftlicher Perspektive dem physikalischen Wirken Hemmers und seiner Weiterentwicklung des Franklin´sehen Blitzableiters - dem legendären „Fünfspitz" - zu und präsentiert zu-gleich eine „kleine Geschichte des Blitzableiters" (S. 97-103), die Walfried Schäferin seinem Beitrag „Johann Jakob Hemmer und das entzauberte Himmelsplatzen" weiter ausführt (S. 105-117). Robert Metz skizziert Hemmers „Beitrag zur Medizin des 18. Jahrhunderts" (S.121-123), und die Meteorologin Cornelia Lüdecke untersucht nach-folgend die 1780 als dritte Klasse der Akademie der Wissenschaften gegründete „Societas Meteorologica Palatina" und geht dabei auf das besondere Engagement und Ver-dienst des Akademiemitglieds Hemmer ein, dem es gelang, ein globales Netz von wissenschaftlichen Messstationen zur Wetteraufzeichnung einzurichten (S. 125-130). Die Aufsätze von Albert Cappel, der im Rückblick die Bedeutung des „pfälzischen Physikers und Meteorologen" würdigt (S. 133-141) und von Helmut Goeser und Patrick Schäfer, die Hemmers Wirken als Mitglied der Lauterer „Physikalisch Ökonomischen Gesellschaft" betrachten (S. 143-154), runden im dritten Teil den Band ab, dem sich als Epilog noch zwei kleinere Beiträge - „Die Gemeinde Horbach und ihr bedeuten-der Sohn. 1931 - 1964 - 2006" und „Das Leiden des großen Gelehrten" - von Walfried Schäfer, dem Herausgeber und rührigen Vorsitzenden des Studienforums, anschließen. Ein Literaturverzeichnis (S. 169-181), ein Index (S. 183-188) und ein Autorenver-zeichnis (S. 189) beschließen den Sammelband, der die Forschungen zur Geschichte der pfälzischen Wissenschaften im 18. Jahrhundert, die durch die aktuellen Studien über Medicus, Mayer oder Collini neue Impulse erfahren hat, um eine wichtige Facette bereichert. Dies gilt auch - und soll hier besonders erwähnt werden - für die gelungene Internetpräsentation des Studienforums (www.academia-domitor.de), die weitere Informationen und Ergebnisse zur Hemmer-Forschung bereitstellt. Dem Rezensenten bleibt zum Schluss allein der Wunsch, dass die lobenswerten Aktivitäten des Studienforums weiter zur Erforschung der Geschichte der Kurpfalz im 18. Jahrhundert beitragen und auch die Mannheimer Vorträge anlässlich des Symposiums zum 80. Geburtstag von Gerhard Bauer am 13. und 14. Juni 2009 „Di Fernunft Siget. Der Mannheimer Aufklärer Johann Jakob Hemmer und sein Werk" in ähnlicher Weise bald gedruckt vorliegen.

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