Stefanie Abel Modellgeleitete Aphasietherapie bei lexikalischen Störungen Konnektionistische Diagnostik in der Benenntherapie ISBN: 978-3-8322-6560-1 Preis: 49,80 € / 99,60 SFR |
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Rezension |
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«In der vorliegenden Arbeit wird das konnektionistische Wortproduktionsmodell von Gary Dell und Mitarbeitern in der modellgeleiteten Therapie von Patienten mit lexikalischen Störungen bei zentralen Sprachstörungen (Aphasie) eingesetzt» (Abel 2007, 9). Das hat sich Stefanie Abel in ihrer Dissertation zum Ziel gemacht. Bereits im Titel der Arbeit «Modellgeleitete Aphasietherapie bei lexikalischen Störungen» wird die Ausrichtung auf den kognitivlin-guistischen Ansatz hin klar. Mit dem Untertitel «Konnektionistische Diagnostik in der Benenntherapie» weist sie auf die von ihr durchgeführte experimentelle Studie im zweiten Teil des Buches hin. Den ersten Teil bilden zunächst theoretische Grundlagen zur modellgeleiteten Aphasietherapie, zu Versprechern und Paraphasien sowie zur Theorie der normalen Wortproduktion von Dell et al.. Bei den dargestellten Defizittheorien von Dell et al. werden zwei Modelle miteinander verglichen, das WD-Modell (weight decay) und das SP-Modell (semantisch-phonologisch), und in Computermodelle implementiert. Des Weiteren wird auf die modellgeleitete Cueing-Therapie (Cue = Hinweisreiz, Hilfe) bei aphasischen Benennstörungen eingegangen, vor allem auf die Wirkung von semantischen und phonologischen Cues sowie auf die ansteigende und abnehmende Cueing-Hierarchie. Den zweiten Teil des Buches nimmt die Darstellung der viergliedrigen Studie ein: In einer Diagnostikstudie werden die Benennstörungen von 15 Patienten anhand beider Computermodelle untersucht. In der nachfolgenden Therapiestudie wird bei zehn der Patienten eine modellgeleitete Therapie im entsprechenden Computermodell vorgenommen. Schliesslich wird die Fehlermusterentwicklung analysiert. Schlussfolgernd zeigt sich das SP-Modell dem WD-Modell in einigen Bereichen überlegen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Autorin eine sehr fundierte, anspruchsvolle und kontrolliert durchgeführte Studie gelang. Formal gesehen ist das im Taschenbuchformat erschienene Buch übersichtlich und strukturiert aufgebaut, enthält Tabellen und Abbildungen, CT- und MRT-Bilder der Patienten sowie einen ausführlichen Anhang. Das Werk ist weniger als Handbuch zur praktischen modellgeleiteten Aphasietherapie, sondern vielmehr als ein wichtiger wissenschaftlicher Beitrag im Bereich der aphasiologischen Grundlagenforschung zu sehen. Mit ihrer Studie beschreitet Abel ein in der Aphasieforschung zur Zeit noch eher unerschlossenes Terrain. Einige Kapitel erscheinen lesenswert für Studierende, wissenschaftlich Tätige und Therapeutinnen, die sich die Grundlagen der modellgeleiteten Aphasietherapie anhand der dargestellten kognitiven Modelle des lexikalischen Zugriffs verdeutlichen und die Bedeutung des Konnektionismus besser nachvollziehen wollen. Zudem können interessierte Therapeutinnen ein besseres Verständnis über den Aufbau, die Art und die Wirkung von Cues bei lexikalischen Störungen gewinnen und in ihrer Therapie berücksichtigen. Allgemeine Konsequenzen für den therapeutischen Alltag sind in der Relevanz der störungsspezifischen Therapie zu sehen: Durch die Kenntnis der Störungsursache kann die Therapie gezielt gewählt und damit ein möglichst optimales Ergebnis erreicht werden. Insgesamt erscheint das Buch zukunftsträchtig und von heuristischem Wert. | |
Quelle: Aphasie und verwandte Gebiete 3/2008 S. 65-66, Sandra Schütz, Kantonsspital Bruderholz, Basel-Land | |
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