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Katalog : Rezensionen : 2010 : Geisteswissenschaften

Rezensionen

Geisteswissenschaften


Rezensionen: 21 Seite 1 von 3

Franz Rubenbauer

Linguistics and flight safety: Aspects of oral English communication in aviation

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Es ist unbestritten und bedarf auch keiner besonderen Erklärung, dass eine einwandfreie Kommunikation essentiell für die tägliche Arbeit von Piloten und Fluglotsen ist. Zudem belegt die Einführung der „english language proficency tests", dass die Bedeutung einer korrekten Verständigung mittlerweile auch von offizieller Seite erkannt worden ist. Franz Rubenbauer, selbst Flugzeug-führer und beim Luftfahrtbundes-amt beschäftigt, nimmt sich mit seinem in eng-lischer Sprache verfassten Buch dem Thema Kommunikation und Sicherheit an. In seiner rund 100 Seiten umfassenden Publikation stellt er, mit kompe-tenter und engagierter Unterstützung zweier Mitar-beiter der DFS, nicht nur die naheliegenden Gründe für eine exakt definierte Luftfahrtsprache dar, sondern geht auch näher auf die Besonderheiten der Gramma-tik und Ausdrücke der „Standard Phraseology" im Vergleich zur gewöhnlichen englischen Sprache ein. Dabei hält er, durch Beispiele und Erfahrungen aus derVergangenheit, stets einen direkten Bezug zur Pra-xis. Und derer gibt es bedauerlicherweise genug: Seit den 1950er Jahren sind mehr als 300 Vor- und Unfälle dokumentiert, die mit Verständigungsschwierigkeit in Verbindung gebracht werden können. In einem Anhang listet Rubenbauer annähernd fünfzig dieser Desaster auf, einschließlich einer knappen Beschrei-bung des sprachlichen Einflusses auf die jeweilige Unfallursache. Einen großen Teil seiner Arbeit nehmen Schilderungen über die Entstehung von Missverständnissen ein. Leider muss auch hier wieder das bekannte Negativ-beispiel der Katastrophe auf dem Flughafen von Los Rodeos auf Teneriffa aus dem Jahr 1977 herhalten. Darüberhinaus finden sich im Anhang drei exempla-rische Tonbandumschriften weiterer Vorfälle. Schade, dass die DFS für dieses Buch nicht längst die Werbetrommel gerührt hat, zumal sie mit Stolz darauf hinweisen könnte, dass ihre engagierten Mitarbeiter mithalfen. Dennoch haben sich in diese Arbeit bedau-erlicherweise auch einige - insgesamt betrachtet allerdings vernachlässigbare - Fehler eingeschlichen. Weshalb der Text mit doppeltem Zeilenabstand aber in sehr kleinem Schriftgrad abgedruckt wurde, dürfte das Geheimnis des Verlagshauses bleiben. Aufgrund seines fachwissenschaftlichen Charakters ist es sicherlich keine leichte Urlaubslektüre. Gleichwohl sollte es nicht nur den Berufseinsteigern mit auf den Weg gegeben werden, sondern auch, insbesondere im Hinblick auf jene proficency tests, erfahreneren Kollegen zur Erinnerung und Sensibilisierung dienen.

Quelle: 

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der flugleiter, 6/2010

Rezension: 20.12.2010

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der flugleiter, 6/2010

Reihe: Linguistik

Franz Rubenbauer - Linguistics and flight safety: Aspects of oral English communication in aviation
978-3-8322-8233-2

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Es ist unbestritten und bedarf auch keiner besonderen Erklärung, dass eine einwandfreie Kommunikation essentiell für die tägliche Arbeit von Piloten und Fluglotsen ist. Zudem belegt die Einführung der „english language... » mehr

Jochen Strathmann

Spanisch durch EuroComprehension: Multimediale Spracherwerbsprozesse im Fremdsprachenunterricht

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Der Autor stellt ein entwickeltes Lehr/Lernkonzept Spanisch durch EuroComprehension vor, das auf neuesten Erkenntnissen zum multimedialen Lernen und Prinzipien der Mehrsprachigkeitsdidaktik basiert und somit Schülerinnen und Schülern einen effizienten und bedarfsorientierten Spracherwerb ermöglicht. Die im Rahmen von Schulprojekten durchgeführten empirischen Untersuchungen fokussieren die multimedialen Spracherwerbsprozesse, die im Blended-Learning-Verbund nach EuroCom rezeptive Kompetenzen des Spanischen erwerben. Die Ergebnisse liefern wertvolle didaktisch-methodische Hinweise für den Einsatz der interkomprehensiven, multimedialen Lehr- und Lernkonzeptes und liefern Anregungen für die weiterführende Forschung der Interkomprehensions- und Mehrsprachigkeitsdidaktik.

Quelle: 

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Zeitschrift für Romanische Sprachen und ihre Didaktik, Heft 4.2, Seite 234

Rezension: 10.12.2010

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Zeitschrift für Romanische Sprachen und ihre Didaktik, Heft 4.2, Seite 234

Reihe: Editiones EuroCom

Jochen Strathmann - Spanisch durch EuroComprehension: Multimediale Spracherwerbsprozesse im Fremdsprachenunterricht
978-3-8322-8831-0

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Der Autor stellt ein entwickeltes Lehr/Lernkonzept Spanisch durch EuroComprehension vor, das auf neuesten Erkenntnissen zum multimedialen Lernen und Prinzipien der Mehrsprachigkeitsdidaktik basiert und somit Schülerinnen... » mehr

Karl Besemer

Gott, wo bist du?

Menschen auf der Suche nach dem verlorenen Gott

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Ganzheitliche Erfahrung
Viele sind in der Frage nach Gott tief verunsichert; nicht nur angesichts von Naturkatastrophen (Haiti 2010). Die Aufklärung forderte: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen« – auch im Blick auf die Bibel und den Glauben an Gott.
Schon Kopernikus, Bruno und Galilei hatten das biblische Weltbild durch neue Erkenntnisse radikal infrage gestellt: DieErde ist nicht der Mittelpunkt der Welt; Gott nicht außerhalb der Wirklichkeitdenkbar. – Die Kirche reagierte mit aggressiver Ablehnung. Aber die modernen Naturwissenschaften bestätigten die Erkenntnisse und gingen noch weit darüber hinaus: Der Mensch, nur ein in unvorstellbaren Zeiträumen höher entwickeltes Tier? Wie kann man noch Gott, den Schöpfer und Erde und Mensch als seine Schöpfung glauben?
Diesen Herausforderungen stellt sich das Buch. Man kann sie nicht stillschweigend übergehen oder starr auf dem herkömmlich-gewohnten Stand beharren. Der Leser wird mit moderner Kritik am überlieferten Glauben konfrontiert, bis hin zu Dawkins »Der Gottes-wahn« – einem atheistischen Bestseller. Der Verfasser zeigt aber auch Beispielefür die moderne Suche nach einem neuen Gottes- und Glaubensverständnis, dies ich der Mystik zuwenden (Rosien: »Mein Gott, mein Glück«) oder zeigen,welche gewohnten Inhalte verabschiedet werden müssen, (Jörns: »Glaubwürdigvon Gott reden«.)
Wir müssen neu nach religiösen Erfahrungen fragen (Zink: »Gotteswahrnehmung«). Dabei geht es um ganzheitliche Erfahrung, die nicht nur der Vernunft Raum gibt; zum Denken muss das Empfinden, das Fühlen und die Intuition hinzukommen. So können wir auch die nötige Offenheit finden für den interreligiösen Dialog, der zur unabweisbaren Aufgabe geworden ist. (EBo)

Quelle: 

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REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER , 20. November 2010

Rezension: 22.11.2010

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REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER , 20. November 2010

Reihe: Lebens- und Glaubenswelten

Karl Besemer - Gott, wo bist du?
Menschen auf der Suche nach dem verlorenen Gott
978-3-8322-9402-1

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Ganzheitliche Erfahrung
Viele sind in der Frage nach Gott tief verunsichert; nicht nur angesichts von Naturkatastrophen (Haiti 2010). Die Aufklärung forderte: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«... » mehr

Sarah Albiez

Die “Breve relación” des Pedro Ponce de León

Ein unbekannter Autor und sein Bericht über religiöse Praktiken in Zentralmexiko (mit CD ROM)

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Die "Breve Relación de los dioses y ritos de la gentilidad" des Pedro Ponce de León ist eine der wenigen zeitgenössischen Quellen über das religiöse Leben im alten Mexiko.
In mühevoller Arbeit hat die Autorin nicht nur viele Umstände über das Leben des Autors herausgefunden, sondern ebenso über die Entstehungsgeschichte des historisch wertvollen Berichtes. So wurde Pedro Ponce de León Mitte der 1540er Jahre geboren, jedoch lässt sich schon sein Geburtsort nicht eindeutig bestimmen. Die "Breve relación" ist zu großen Teilen ein Erfahrungsbericht des Autors aus seiner Zeit als Priester. Seine Arbeit bestand in Nachforschungen über heidnische Riten und der Bestrafung der von der katholischen Kirche als schuldig Betrachteten.
Sarah Albiez bietet dem Leser eine sehr umfangreiche, quellenkritische Analyse des Inhalts der "Breve relación". Dadurch ist eine sehr differenzierte Sicht auf den Inhalt der häufig zitierten Quelle möglich. Es erwies sich für die "Relación" als vorteilhaft, dass Ponce die Sprache der Ein-heimischen beherrschte. Trotzdem gehen seine Dar-stellungen selten so weit, dass man seine Arbeit als eine ethnographische Arbeit bezeichnen könnte. Jedoch sind in ihr viele Fakten beschrieben, die sich anderswo kaum finden. Insofern ergibt sich durch die "Breve relación" ein deutliches Bild der Glaubensvorstellungen der indianischen Be-völkerung Zentralmexikos gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
Eine beiliegende CD enthält Reproduktionen der Originalmanuskripte, die in einer PDF-Datei abgespeichert sind. Das Lesen der Dokumente dürfte jedoch den meisten Lesern schwer fallen, da es sich zumeist um die handschrift-lichen Originale handelt.
Die Arbeit von Sarah Albiez ist sehr gut geeignet, sich mit den Tücken eines zeitgenössischen Berichts intensiv auseinander zu setzen. Schnell erkennt man, dass nicht alles Geschriebene die absolute Wahrheit enthält. Gerade auch in ihrer Darstellung über die Forschungen zur Identität des Autors beweist Albiez kriminalistisches Geschick und macht dem Leser deutlich, dass Historiker und Ethnologen mehr tun (müssen), als alte Texte zu lesen.

Quelle: 

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AmerIndian Research. Zeitschrift für indianische Kulturen von Alaska bis Feuerland. 2010, Nr.18

Rezension: 02.11.2010

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AmerIndian Research. Zeitschrift für indianische Kulturen von Alaska bis Feuerland. 2010, Nr.18

Reihe: Bonner Amerikanistische Studien

Sarah Albiez - Die “Breve relación” des Pedro Ponce de León
Ein unbekannter Autor und sein Bericht über religiöse Praktiken in Zentralmexiko (mit CD ROM)
978-3-8322-8141-0

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Die "Breve Relación de los dioses y ritos de la gentilidad" des Pedro Ponce de León ist eine der wenigen zeitgenössischen Quellen über das religiöse Leben im alten Mexiko.
In mühevoller Arbeit hat die Autorin... » mehr

Marc Engels

Die "Wirtschaftsgemeinschaft des Westlandes"

Bruno Kuske und die wirtschaftswissenschaftliche Westforschung zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik

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Die Aachener Dissertation möchte, wie Engels zu Beginn darlegt, am Beispiel der Berufsbiogra-phie des Kölner Wirtschaftswissenschaftlers und -geographen Bruno Kuske eine strikte Vorstellung revidieren: nämlich die einer von den konkreten politischen und historischen Bedingungen abgeho-benen und unabhängig forschenden Wissenschaft einerseits und andererseits einer Politik, „die aus dem Wissensangebot das ihr Genehme auswählt". Die Arbeit solle vielmehr dazu beitragen zu erklä-ren, „warum sich die Wissenschaft mit ihrem traditionell hohen Autonomiegrad und -anspruch nicht nur reibungslos in die nationalsozialistische Gesellschaft einfügte, sondern aktiv an ihrer Gestaltung mitarbeitete" (S. 8). Zur Beantwortung dieser Frage geht Engels dem theoretischen Selbstverständnis Kuskes nach, der als Wirtschaftswissenschaftler in seiner Wirtschaftsraumlehre und der damit ver-bundenen grenzüberschreitenden ökonomischen Westforschung seinen gesellschaftlichen Nutzen ebenso in der Weimarer Republik wie unter der NS-Herrschaft unter Beweis zu stellen suchte. Zu diesem Zweck „produzierte" Kuske nicht nur nationalökonomisch „verwertbares Wissen", sondern suchte es zugleich auch in den Massenmedien seiner Zeit, vor allem im Rundfunk, aber auch in der Presse, zu verbreiten und zu popularisieren. Er betrieb damit die Durchsetzung einer neuen Wissen-schaftsdisziplin, die sich auf ein kommunikatives Netzwerk stützte und damit „Medialisierung", ja „Massenmedialisierung" betrieb und geschickt die eigene Machtposition Kuskes in der Wissen-schaftsorganisation stärkte. Kuske (geb. 1876 in Dresden, gest. 1964 in Köln) ist ein interessantes Beispiel dafür, dass es im Kaiserreich in einzelnen Fällen möglich war, dass ein begabter junger Mann aus einer Handwerkerfamilie, der nur die Volksschule besucht hatte, über den Besuch einer Präparandenanstalt und eines Volksschullehrerseminars nicht nur ein Universitätsstudium absolvieren und promovieren konnte. Es war ihm vielmehr sogar möglich, sich an der Kölner Handelshochschule schon 1908 auch zu habilitieren und 1919 an der neu gegründeten Kölner Universität Ordinarius für Wirtschafts-geschichte und 1923 auch für Wirtschaftsgeographie zu werden. In den Jahren 1917 bis 1923 hatte er die vierbändige Quellensammlung zur Geschichte des Kölner Handels und Verkehrs im Mittelalter veröffentlicht. Auch hatte er den Grundstock zum Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv gelegt, das er seit 1920 leitete. Die Kölner Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät wählte ihn 1923 zum Dekan und die Universität 1931 zum Rektor. Es war allerdings nicht ganz so, dass Kuske, wie S. 8 vermutet wird, 1923 in Köln „erster wirtschaftshistorischer und -geographischer Ordinarius einer deutschen Hochschule" gewesen wäre. Diese Verbindung war älter. Und was die Etablierung der Wirtschaftsgeographie als eigenständige Disziplin betrifft, so waren hierin schon 1912 Alfred Rühl, der „Altmeister der Wirtschaftsgeographie" (Erich Otremba) an der Universität Berlin und ebendort 1913 der Verkehrsgeograph Ernst Tiessen voraufgegangen. Die Grundqualifikation Kuskes lag auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte. Von hier aus erschloss er sich die Dimension der wirtschaftlichen Funktion und Verflechtung von Räumen und wurde nach dem Ersten Weltkrieg der erste wirtschaftswissenschaftliche Vertreter der sog. Westfor-schung. Hatte Kuske im Ersten Weltkrieg, im Unterschied etwa zu dem Bonner Nationalökonomen Hermann Schumacher, der an der Kriegszieldiskussion von 1914ff. einen erheblichen Anteil hatte, noch kaum eine Rolle gespielt, so gewann er nach dem Krieg als Forscher und Wissenschaftsmanager beträchtlich an Einfluss. Engels´ berufsbiographischer Ansatz zeigt, dass Kuske ein professionelles Netzwerk aufbauen konnte, das ihn bis 1933 in der rheinisch-westfälischen Wissenschaftsorganisa-tion, aber z.T. auch über diese Region hinaus, zu einem wichtigen Koordinator sowohl der Raum- als auch der grenzüberschreitenden Westforschung machte. Mit einer immensen Betriebsamkeit, die Engels im Einzelnen deutlich zeigt, „etablierte" Kuske sich als Experte für ökonomisch-historische Fragen Westdeutschlands, „positionierte" sich als neutraler und unabhängiger Fachmann und ent-wickelte „dynamische Aktivitäten mittels Vernetzung" (S. 188). Dieses von Kuske teils selbst aufgebaute, teils übernommene und benutzte wissenschaftliche Netzwerk, in das er sich selbst immer wieder einbrachte, war zwar in erster Linie auf Köln und den rheinisch-westfälischen Raum zentriert, reichte aber schon vor 1933 bis in die Berliner Hauptverwaltungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung, bis in das Zentrum der Reichs-stelle für Raumordnung, ins Berliner Institut für Konjunkturforschung und sogar ins Auswärtige Amt. Der Schwerpunkt lag aber im Dreieck der rheinischen Universitäten Bonn und Köln und der RWTH Aachen, darüber hinaus auch in Kuskes engen Kontakten zur Universität Münster und zum dortigen Westfälischen Provinzialinstitut. Vor allem im Rheinland selbst erwiesen sich die Beziehungen Kuskes zur provinzialen Landesplanungsgemeinschaft, zur Rheinischen Volkspflege und deren Gegenprogramm zur Kulturpropaganda der französischen Besatzungsmacht, zum Bonner Institut für geschichtliche Landeskunde und nach 1933 zu den westlichen Aktivitäten der Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften als sehr eng. Auch waren die schon 1920 von dem Duisburger Oberbür-germeister Most gegründete Volkswirtschaftliche Vereinigung im Rheinisch-Westfälischen Industrie-gebiet und das 1926 in Essen errichtete Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung für Kuske schon bald zu wichtigen Partnern geworden. Hinzu kamen besonders nach 1933 auch Kuskes Initiativen zur Gründung von Hochschularbeitsgemeinschaften für Raumforschung an den rheini-schen Universitäten, die Landesarbeitsgemeinschaften für Raumforschung und, besonders im Zweiten Weltkrieg, die Westdeutsche Forschungsgemeinschaft, die sich mit nationalsozialistischer Rückendeckung zunehmend mit grenzüberschreitenden, mehr und mehr auch propagandistischen und annexionistischen Plänen für die Niederlande, Belgien und Nordfrankreich befasste. In diesem verwirrenden Knäuel von Verbindungsfäden, die hier nicht einmal alle genannt werden können, konnte sich Kuske anfangs als dominierende Persönlichkeit einrichten. Engels´ Dissertation leistet hier grundlegende Erkenntnisarbeit. Es überrascht allerdings in der Darstellung Engels´, wie Kuske als ehemaliger Sozialdemokrat, der sich auch schon im Zusammenhang mit seinem außerhalb des Bildungsbürgertums gelegenen Engagement am Kölner Freigewerkschaftlichen Seminar (gegr. 1920) für zehn Jahre als nebenamtlicher Dozent eingebracht hatte, den Einschnitt von 1933 - lediglich durch eine kurzzeitige Amtsbeurlaubung an der Universität unterbrochen - überstehen konnte. Dabei haben wohl seine in der Weimarer Republik und während des alliierten Besatzungsregimes unter Beweis gestellte nationale Gesinnung und seine prominente Mitwirkung an der patriotischen Kölner Jahrtausendfeier von 1925 sowie seine bis dahin erwiesene Nützlichkeit für die Stadt Köln und ihre kommunale Universität eine Rolle gespielt. Engels legt hier aber auch den Gedanken nahe, dass 1933 möglicherweise auch die enge Zusammenarbeit Kuskes mit Walther Däbritz, dem nationalsozialistischen Leiter des Essener Rhei-nisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Affiliation des Berliner Instituts für Konjunk-turforschung) eine für Kuske „entlastende" und hilfreiche Bedeutung hatte. Kuske setzte sich in der Folge umso mehr für die nationalsozialistische Sache ein, als er behauptete, auch schon früher eine Synthese nationalen und sozialen Gedankenguts angestrebt zu haben, und wurde 1937 in die NSDAP aufgenommen, wobei - das sagt Engels allerdings nicht - sicher auch Gauleiter Grohe ein Wort mit-zureden hatte. Kuske nahm auch Aufträge für wissenschaftliche Ausarbeitungen über die Positionen des von der NSDAP unterstützten Grenz- und Auslandsdeutschtums an, schloss sich in der West-forschung der „Germanischen Forschungsaufgabe", besonders gegenüber den Niederlanden, an und wurde zu einem Verfechter wirtschaftlicher Großraumlösungen, bei denen z.B. die belgischen und niederländischen Nordseehäfen im Krieg schon als Teile einer großdeutsch-germanischen Infrastruk-tur verstanden und expansiv weiter verplant wurden. Aufträge der SS kamen hinzu. Auch wenn viele dieser Aktivitäten im Krieg oft weniger wissenschaftlichen als fast schon propagandistischen Charakter trugen, forderten sie doch die ganze Kraft eines rastlos arbeitenden Mannes, von dem man nicht so recht sagen konnte, wo er eigentlich seine Energie „tankte" und wo seine gesellschaftlichen und persönlichen Kraftquellen lagen. Engels „berufsbiographischer" Ansatz be-schreibt und analysiert hier fast ausschließlich Organisationsstrukturen oder -reibungen, wobei die Person Kuskes selbst eigentlich vage und grau bleibt. Das soziale Umfeld, seine Familie und Freunde bleiben außerhalb der Betrachtung. Hier stößt der berufsbiographische Ansatz, der auch in seiner spezifischen Beziehung zur biographischen Methode nicht genau definiert wird, m.E. an seine Grenzen. Denn abgesehen von der frühen Bildungsgeschichte Kuskes erfahren wir nur wenig und ledig-lich indirekt etwas über das private Umfeld dieser „Berufsbiographie". Welchen Familienstand Kuske überhaupt hatte, ergibt sich nur aus der Tatsache, dass es eine Tochter gab und er im August 1944, nach der „Aktion Gewitter" der SS, aus der Haft im Kölner Messelager einen Brief an seine Frau schreiben konnte, von der wir aber sonst, auch über ihr gesellschaftliches Umfeld, leider nichts erfahren. Die Tochter wird nur deshalb erwähnt, weil sie den Nachlass ihres Vaters im Historischen Archiv der Stadt Köln leider erst spät für die Forschung zugänglich gemacht hat. Selbst Kuskes Wohnquartiere in Köln, sein Verhältnis zu Nachbarn und Freunden oder seine Urlaubs- und Erho-lungsgewohnheiten, wenn er denn welche hatte, bleiben als soziale Merkmale seiner Vita fast ganz unerwähnt. Lediglich sein Wissenschaftlicher Assistent Walther Herrmann und sein Kollege Alfred Müller-Armack, mit dem ihn, wie es an einer Stelle heißt, „ein enges Verhältnis verband" (S. 309), werden an einigen Stellen nur im Kontext der wissenschaftlichen Zusammenarbeit erwähnt, so dass Effizienz und Friktionen der Kooperation weitgehend ohne persönliche Bezüge dargestellt sind. Insgesamt wäre jedoch auch dieser Hintergrund sozialgeschichtlich von Interesse gewesen. Vielleicht ist also der Begriff der „Berufsbiographie" hier doch etwas zu eng gefasst. Insgesamt muss man Engels´ Arbeit aber bescheinigen, dass sie die strukturellen und organisatorischen Aspekte als Kennzeichen des wirtschaftswissenschaftlichen „Netzwerks" Kuskes, das er z.T. noch über die Zäsur von 1945 hinaus erhalten konnte, gründlich erschlossen und analysiert hat. Dazu gehört auch die von Engels mit guten Gründen vorgenommene Einschränkung, dass es zwi-schen den europapolitischen Vorstellungen Kuskes in den Jahren nach 1940 und den europäischen Ideen der Nachkriegszeit kaum wirkliche Verbindungen gegeben hat und dass Kuske auf diese Pläne nach 1945 kaum noch innovativ Einfluss nehmen konnte. Eine solche umfassende Darstellung ist natürlich eine beachtliche Leistung. Dass Kuske in seiner Arbeit vor 1945 mehr und mehr auch ideo-logische Zugeständnisse an den NS-Geist gemacht hat, wird deutlich genug gesagt. Insofern stellt diese „Berufsbiographie", trotz der erwähnten methodischen Einwände, eine erhebliche kritische Leistung dar.

Quelle: 

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Rheinische Vierteljahrsblätter

Rezension: 30.09.2010

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Rheinische Vierteljahrsblätter

Reihe: Aachener Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Marc Engels - Die "Wirtschaftsgemeinschaft des Westlandes"
Bruno Kuske und die wirtschaftswissenschaftliche Westforschung zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik
978-3-8322-6642-4

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Die Aachener Dissertation möchte, wie Engels zu Beginn darlegt, am Beispiel der Berufsbiogra-phie des Kölner Wirtschaftswissenschaftlers und -geographen Bruno Kuske eine strikte Vorstellung revidieren: nämlich die einer... » mehr

Cornelia Streidt

LES LANGUES AU PARLEMENT EUROPÉEN :

L'USAGE DES LANGUES OFFICIELLES PAR LES EURODÉPUTÉS

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Die Körperschaften der Europäischen Union verfolgen eine grundsätzlich liberale Sprachenregelung. So treffen sie zwar eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Amts- und Arbeitssprachen, setzen jedoch beide Formen einander gleich. Somit ist jede Sprache, die in einem Mitgliedsland der EU in offiziellen Kontexten Verwendung findet, auf europäischer Ebene zugleich Amts- und Arbeitssprache. Mit der fünften Erweiterung der EU von 2004 erhöhte sich die Zahl der Amts- und Arbeitssprachen von 11 auf 20. Es ist u.a. dieser Moment des Übergangs, den Cornelia Streidt in ihrer Studie in den Blick fasst. Die Studie arbeitet mit empirischen Daten zweier Umfragen (2000 und 2003), deren Design auf Schlossmacher (1996) basiert. Nachdem in der ersten Erhebungsphase die EP-Abgeordneten der 15 Mitgliedsländer befragt wurden, berücksichtigt die Verfasserin in der zweiten Erhebung die Beobachter und künftigen Abgeordneten der zehn Beitrittsländer von 2004. Zwar stellen die Daten nicht den objektivierbaren Ist-Zustand der Sprachverwendung im EP dar, sondern vielmehr die Spracheinstellungen der befragten Europaabgeordneten und EP-Beobachter der neuen Mitgliedsländer einerseits sowie ihre Selbsteinschätzungen über den — wohlgemerkt - eigenen Sprachgebrauch andererseits. Betrachtet man aber die Komplexität der europäischen Institutionen, deren Arbeitsbereiche auch nur teilweise öffentlich sind, ist es naheliegend, dass nur eine Untersuchungsmethodik wie die vorliegende die sprachenpolitische und arbeitssprachliche Realität zumindest annäherungsweise beschreiben kann. Gleichfalls ist jedoch anzusetzen, dass die erhobenen Sprachattitüden und language beliefs der Europaabgeordneten den Sprachgebrauch auch nur tendenziell abbilden können. Neben dieser zunächst deskriptiv angelegten Perspektive geht es der Verfasserin darum, den Status der französischen Sprache im europäischen Verwendungsrahmen zu untersuchen. Es gelingt ihr nachzuzeichnen, dass das Französische als Sprache der politischen Kommunikation auf europäischer Ebene - trotz vielfältiger sprachpolitischer Maßnahmen zur Stärkung der Frankophonie in den neuen Mitgliedsstaaten - im Abnehmen begriffen ist [82] und der Vorzug - im internationalen Vergleich nicht verwunderlich - dem Englischen gegeben wird.Die ersten beiden Kapitel sind den politischen Realia des EP, seiner Geschichte, Entwicklung, Zusammensetzung und Binnenorganisation [4-18], sowie dem Sprachenregime in der EU [19-61] gewidmet. In diesen Kapiteln werden die Grundlagen für die später folgende Interpretation der Daten bereitet und das hinreichend notwendige Wissen um die Strukturen des EP und der Sprachenpolitik der EU dargelegt. Die Verfasserin zeigt sich äußerst bemüht, ihre Darstellungen möglichst umfangreich zu gestalten. Dies gelingt ihr sicherlich uneingeschränkt im ersten, jedoch nur eingeschränkt im zweiten, die Sprachpolitik erläuternden, Kapitel. Letzteres ist mit einem Umfang von vierzig Seiten im Verhältnis zu den anderen Gliederungspunkten recht umfangreich geraten und lässt u.a. die stringente Abfolge des ersten Kapitels vermissen. Es handelt sich in diesem Abschnitt um eine recht heterogene Sammlung von Aspekten der Sprachenpolitik in den europäischen Institutionen. Streng genommen könnte eine Studie zum EP auch gut ohne einen separat diskutierten <>[19-24], ohne Seitenblick auf <> [27-30] oder einen Vergleich mit anderen internationalen Organisationen [30-36] auskommen. Ebenso zu hinterfragen sind in diesem Kontext die Unterkapitel zu den Internetseiten der EU [56-58] und zur Verfassungsdebatte [58-62]. Die hier angeführten Abschnitte haben kaum einen Mehrwert für das Verständnis des im Fokus der Arbeit stehenden EP und führen den Leser zu zwar wichtigen, für diese Studie jedoch randständigen Aspekten.In den folgenden Kapiteln stellt die Verfasserin die sprachenpolitische Geschichte der verschiedenen EU-Erweiterungen [62-79] sowie Überlegungen zur Rolle des Französischen in den Institutionen der Union [79-92] dar. Beide Kapitel tragen im Versuch, eine Positionsbestimmung der Sprachensituation bzw. der Förderung der französischen Sprache herbeizuführen, stark spekulative Züge. Der <> [79] sowie <> [80-92] entbehren sicherlich nicht fundierter und begründbarer Fakten. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Dynamik der Sprachverwendung derart ausblicksartig erfassbar ist. Überdies weist der Abschnitt <> [80] derart anmaßende Rechtfertigungen der historischen Bedingtheit und Notwendigkeit des Französischen als - ich impliziere - der einzig wahren und angemessenen Sprache des politischen Europas auf, dass man hier nicht mehr von Faktizität des Dargestellten sprechen kann. Das folgende Kapitel [93-107] legt die Untersuchungsmethodik unter detaillierter Beschreibung der beiden Umfragen und einiger in Ergänzung hierzu geführter Interviews [101s., 107] dar. Mit der ersten Befragung wurden für die folgenden Kommunikationszusammenhänge die jeweiligen prozentualen Anteile der Sprachverwendung in schriftlicher und/oder mündlicher Kommunikation ermittelt: Sprachverwendung im Parlament, im Kontakt mit der EP-Administration und im Kontakt mit der Europäischen Kommission, die eingehende Korrespondenz seitens der Europäischen Kommission und seitens der EP-Administration sowie die Sprachverwendung in informellen Situationen. Des Weiteren wurde ermittelt, ob Dolmetscher und Übersetzer zur Verfügung stehen und als wie zufrieden stellend deren Arbeit bewertet wird. Weitere Aspekte umfassen die Verfügbarkeit von übersetzten Dokumenten bzw. die Häufigkeit der Fälle, in denen die Muttersprache der Abgeordneten in Arbeitsgruppen ohne Übersetzung zugleich Arbeitssprache ist. Letztlich wurden Meinungsbilder zu den Notwendigkeiten einer Reform der europäischen Sprachenpolitik erhoben. Mit den notwendigen Modifikationen versehen, enthält der Fragebogen der zweiten Studie (2003) ein vergleichbares Themenspektrum.In der ersten Phase wurden 170 Abgeordnete (von 626 möglichen und 500 angeschriebenen) befragt und mit 18 Personen Interviews geführt. Die Daten von 2003 basieren auf den Angaben von 82 Abgeordneten (von 162 möglichen und 126 angeschriebenen) und auf acht weiteren Interviews. Das erste Untersuchungskorpus ist - betrachtet man die Zusammensetzung nach Nationalität - in sich nicht einheitlich. Somit kann auch keine Binnendifferenzierung des Korpus erfolgen. Dabei wäre es auch gerade interessant zu überprüfen, ob es nationale Tendenzen der Sprachverwendung gibt, um sodann die Frankophonie-Debatte in diesem Kontext zu führen. Erheblich unterrepräsentiert erscheinen die Anteile Spaniens (4 von 44 angeschriebenen und 64 möglichen Abgeordneten, in der Folge: 4/44/64), Großbritanniens (9/50/87), Italiens (11/59/87), Irlands (3/15/15) und Griechenlands (6/25/25), wohingegen Deutschland (47/85/99), die Niederlande (17/30/31) und Österreich (11/16/21), welche gemeinsam 45% des Korpus ausmachen, verhältnismäßig dominant erscheinen. Da der Fokus der Studie jedoch auch besonders auf die Rolle der französischen Sprache gerichtet ist, scheint der Anteil der frankophonen Länder (hier: Frankreich, Belgien und Luxemburg) mit 21% zu gering angesetzt. Die folgenden beiden Kapitel sind der Auswertung der Daten vorbehalten. Im ersten Teil werden die Ergebnisse gemäß ihrer Reihung in den Fragebögen der Datenerhebung dargestellt und diskutiert [108-144]. Unterschieden wird zwischen den Ergebnissen der ersten und zweiten Befragung; eine Verschränkung und Synopse beider Perspektiven findet jedoch nicht statt. Im zweiten Kapitel der Datenanalyse [145-152] werden sodann Fragen nach einer Reform des Sprachverwendungssystems erörtert. Insgesamt überzeugt die qualitative Auswertung der Daten. Ihre statistische Repräsentativität ist in Relation zum zugrunde gelegten Korpus jedoch mit Vorsicht zu nehmen. In der vergleichsweisen Betrachtung der Ergebnisse der Umfrage von 2000 mit der von 1994 stellt die Verfasserin heraus, dass die Verwendungshäufigkeit sowohl des Englischen als auch des Französischen in mündlichen wie schriftlichen, formellen wie informellen Kommunikationskontexten abgenommen hat. Diese Veränderung fällt deutlich zugunsten des Deutschen sowie der restlichen Sprachen aus. Die einzige Ausnahme stellt dabei die schriftliche Kommunikationder Generaldirektionen dar [118]. Hier lässt sich eine Zunahme des Anteils französischsprachiger Kommunikation ausmachen, die scheinbar klar zu Ungunsten der restlichen Sprachen mit Ausnahme des Englischen und Deutschen geht. Die Ergebnisse der zweiten Umfrage unterstreichen die allgemeine Tendenz: Die ermittelten Daten verdeutlichen, dass unter den Fremdsprachenkenntnissen der Beobachter das Englische dominant vertreten ist [139] und vorrausichtlich im Gebrauch zunehmen wird. Betrachten wir die Dateninterpretation der Verfügbarkeit von Sprachdiensten (Übersetzung und Synchronisation) mit den Aspekten der Zeitnähe des vorliegenden Translats sowie der Zufriedenstellung der Abgeordneten in den unterschiedlichen Arbeitssituationen, so legt diese Studie eine überzeugende Bestandsaufnahme vor. Die Tendenz ist jedoch wenig überraschend: Laut der Studie von 2000 sind in den Plenarsitzungen, den Parteisitzungen und Kommissionstreffen alle Sprachen mittels Dolmetschdienst zu mindestens 75% verfügbar und führen zu einer mindestens 50%igen Zufriedenheit. Die Arbeitsgruppentreffen und interparlamentarischen Delegationen werden hingegen stärker heterogen bewertet. Dänische, finnische, griechische, niederländische, portugiesische und schwedische Sprachendienste stehen in geringerem Maße zur Verfügung und werden vor allem für das Schwedische, teilweise auch für das Finnische bzw. das Griechische als unzufrieden stellend eingestuft. Der Übersetzungsdienst zeigt eine ähnliche Verteilung. Die hier integrierte Variable der Zügigkeit der Übersetzungserstellung deckt sich mit dem Bild, das die dominanten Sprachen vom Sprachendienst besser abgedeckt sind. Als einzige Ausnahme ist das Griechische anzuführen, für welches überraschend niedrige Verzögerungswerte angesetzt sind. Diese Werte können jedoch nur rein quantitativ betrachtet werden, da diejenigen Kriterien, die eine qualitative Tiefenanalyse ermöglichen, so z.B. die Fremdsprachenkenntnisse der EP-Abgeordneten, ihr Wille, in einer Fremdspräche zu arbeiten, und die Einschätzung der Qualität der Sprachendienste, bewusst nicht erhoben wurden [ls.]. Anders als es also der Titel der vorliegenden Monographie abzubilden versucht, handelt es sich insgesamt nicht um einen neutralen Beschreibungsversuch der Sprachproblematik im Europäischen Parlament. Vielmehr wird die plurilinguale Realität des EP als Hintergrundfolie verwendet, um den rückläufigen Gebrauch des Französischen als Sprache der politischen Kommunikation in Europa als Statusverlust zu interpretieren und damit verbundene Kollektivängste des Untergangs des Französischen zu skizzieren. Somit erklärt sich auch, dass die Verfasserin - wohl nicht nur auf der Suche nach Synonymen - das Französische <> [2, 116] oder wahlweise langue de Voltaire [79, 80, 143] beschreibt.1
Wohl kaum lässt sich die Statusfrage des Französischen (sowohl vom Allgemeinplatz ihres Untergangs und der Frage eines Wiedererstarkens durch die fünfte und sechste Erweiterung) im Rahmen der gegebenen Fragestellung der Verwendung der offiziellen Sprachen im EP beantworten. Leider geht diese wiederkehrende Fokussierang doch deutlich zu Lasten jeglichen europäischen Gedankens und steht in hartem Kontrast zu der bewusst gesetzten Vielsprachigkeit der europäischen Institutionen. Ähnlich verdrießlich ist der Umstand, dass die Autorin auf das viel zu beliebte Stereotyp zurückgreift, die Schwierigkeit der Arbeitsorganisation in plurilingualen Institutionen mit dem Turmbau zu Babel zu vergleichen.2
Das einleitende Gedankenspiel, ob der mythische Turmbau zu Babel gelungen wäre, wenn das Kommunikationsproblem beseitigt worden wäre, bietet kaum eine historische Grundlage für die Frage: <<[L]es constructeurs et architectes de la nouvelle Eu-rope peuventils se permettre un echec similaire ä celui de leurs predecesseursde l´ere pre-antique?>> [1]. Sie geht m. E. jedoch zu weit, den Verantwortlichen der Europäischen Vertragsgemeinschaften die mythischen Erbauer von Babel als <> [ib.] und somit als direkte historische Vorgänger zuzuordnen. Diese Tropen tragen hier nicht zu einem besseren Verständnis bei und wären somit besser entfallen. Generell finden sich einige rhetorische Wendungen, die dem politischen Diskurs entspringen und die vielleicht zu unbedarft übernommen werden: <> Adenauer, De Gasperi und de Gaulle können sicherlich nicht en passant als <> [8] bezeichnet werden. Ebenso muss der Verfasserin in ihrer Hoffnung, dass ihre Studien <> [3], rein aus einem auf Objektivität ausgerichteten wissenschaftlichem Ethos widersprochen werden. Es wäre der Publikation sicherlich gut bekommen, die stark historisch ausgerichteten Teile zu kürzen und die Fragestellung stringenter auf das EP zu beziehen sowie die doch stark ideologisch geprägten Bezüge zur Prädestination des Französischen als Sprache des politischen Europas zu objektivieren oder garausf allen zu lassen. Es würde dann ein objektiverer Ansatz zur Beschreibung der Sprachensituation im EP vorliegen, ohne den Nachgeschmack der Voreingenommenheit. Fokussieren wir die eigentlich im Zentrum der Arbeit stehenden Befragungen, so wäre es besser gewesen, die Ergebnisse in Form eines Aufsatzes als im Rahmen einer heterogenen und ausufernden Monographie darzustellen.

1 Konsequenterweise weist sie dem Englischen dann auch den Status <> [108] und dem Deutschen <> [118] zu. Doch auch wenn diese Formulierungen die Darstellung der jeweiligen kulturellen Wertigkeit und Tradition der Sprache bezwecken, muss doch insofern widersprochen werden, als diese Benennungen nicht adäquat auf sprachliche Varietäten des ausklingenden 20. und frühen 21. Jahrhunderts bezogen werden können.
2 Dies ist nicht einzigartig; neben unzähligen Zeitungsartikeln greift beispielsweise auch Ross (2003) auf eine entsprechende Rhetorik zurück.

Literatur
Ross, Andreas, Europäische Einheit in babylonischer Vielfalt, Frankfurt am Main etal., Lang, 2003.Schlossmacher, Michael, Die Amtssprachen in den Organen der Europäischen Gemeinschaft: Status und Funktion, Frankfurt am Main et al., Lang, 1996.
Göttingen
Steffen Thomas Buch

Quelle: Zeitschrift für romanische Philologie 2010 Band 126, Heft 3

Rezension: 18.09.2010

Zeitschrift für romanische Philologie 2010 Band 126, Heft 3

Reihe: Sprache & Kultur

Cornelia Streidt - LES LANGUES AU PARLEMENT EUROPÉEN :
L'USAGE DES LANGUES OFFICIELLES PAR LES EURODÉPUTÉS
978-3-8322-5746-0

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Die Körperschaften der Europäischen Union verfolgen eine grundsätzlich liberale Sprachenregelung. So treffen sie zwar eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Amts- und Arbeitssprachen, setzen jedoch beide Formen... » mehr

Marc Engels

Die "Wirtschaftsgemeinschaft des Westlandes"

Bruno Kuske und die wirtschaftswissenschaftliche Westforschung zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik

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Die aus einer Aachener Dissertation hervorgegangene, in vielfacher Hinsicht überfällige Studie zu dem jahrzehntelang an der Universität Köln wirkenden Wirtschaftsgeographen, Historiker, Raumplaner und populären Wissenschaftsvermittler Bruno Kuske (1876-1964) verknüpft drei berechtigterweise ungleichgewichtige Erzähl- und Erklärungsstränge. Das bedeutendste Narrativ der „berufsbiographisch" angelegten Studie präsentiert ihren Protagonisten als einen jener Professoren „neuen Typs", an deren Beispiel die Eskalationsstufen der gegen das System von Versailles und die machtstaatliche Degradierung des Deutschen Reiches gerichteten ´kämpfenden Wissenschaft´ seit 1920 punktgenau nachzuvollziehen sind. Obgleich der Lamprechtschüler und frühere nationalsoziale Naumann-Anhänger Kuske den für Hochschullehrer der ersten Nachkriegszeit in der Tat „ungewöhnlichen" Beitritt in die SPD vollzog und in kooperativem Kontakt zu den Freien Gewerkschaften stand, suchte und fand er den Anschluss an die hochgradig revisionspolitisch aufgeladenen Forschungseinrichtungen der Weimarer Republik. Von Köln aus, wo die Erfahrung der Rheinlandbesetzung, der regionalen Demilitarisierung, der Ausweisungsmaßnahmen während des Ruhrkampfes u. a. den antifranzösischen Furor anheizten, knüpfte Kuske enge Verbindungen zu dem von Hermann Aubin und Franz Steinbach geleiteten „Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande". Wenig später vernetzte er sich mit kongenialen Institutionen der - in ihrer innerdeutschen Bedeutung nicht ganz angemessen erfassten - völkisch-tribalistischen Kulturraumforschung in Münster, Frankfurt und Freiburg. In diesem Verbundsystem, in dem auf der Basis gemeinsamer grenzkämpferischer Intentionen Politik und Wissenschaft als wechselseitig ergiebige „Ressourcen füreinander" (M. Ash) obligatorisch bereitstanden, war die ökonomisch-geographische und wirtschaftshistorisch-landeskundliche Kompetenz des westdeutschen Experten an sämtlichen Brennpunkten gefragt. Er beteiligte sich an der rheinischen Tausendjahrfeier, an der Saarforschungsgemeinschaft, am methodologisch wichtigen „Raumwerk Westfalen", am „Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums" und an der Westdeutschen Forschungsgemeinschaft. Dabei generierte und kultivierte Kuske einen nicht nur für ihn bezeichnenden „ahistorischen Essentialismus, der Volk und Rasse zu Wirtschaftskulturträgern" erklärte. Diese Denkfigur, die die Leitungskraft einer nationalen oder regionalen , Gemeinschaft´ in unmittelbaren kausalen Zusammenhang mit ihrem vermeintlich a priori vorhandenen ethnischen ,Wesenskern´ rückte, popularisierte der Gelehrte mit außergewöhnlicher Intensität. Seine Zeitungsartikel, Vorträge und Rundfunkbeiträge verschafften ihm eine hohe Reputation unter den politisch-administrativen sowie den wirtschaftlichen Eliten der preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen. Auch ihre Fürsprache sorgte für einen lediglich von vorübergehenden Irritationen über die SPD-Zugehörigkeit beeinträchtigten, insgesamt jedoch reibungslosen Eintritt in das ´Dritte Reich´. Auch im nationalsozialistischen Deutschland stand Kuske in vorderster Front der antiwestlichen Wissenschaftsoffensive. In rassistischer Zuspitzung seiner überkommenen Lehrmeinungen reflektierte er mit Franz Petri über das „germanische Kulturerbe" Walloniens und Nordfrankreichs, und darüber hinaus engagierte er sich für eine noch junge, universitär verzahnte, vor allem systemkonforme Königsdisziplin: die Raumforschung. Das während des Krieges boomende Fach eröffnete dem ,nationalstilistischen´ ökonomischen Ansatz Kuskes exzellente Entfaltungsmöglichkeiten. Mit ihnen war eine wenigstens partielle Distanz zur kulturell-historisch argumentierenden Westdeutschen Forschungsgemeinschaft verbunden. Die „Expansion der Kölner Westforschung" nach Nordfrankreich, Belgien und in die Niederlande erreichte 1942 bis 1944 ihren Höhepunkt. Im Rahmen der SS-lancierten, von Engels sorgfältig rekonstruierten „Germanischen Forschungsaufgabe" stand die ökonomisch-infrastrukturelle ´Neuordnung´ des Raumes unter deutschen Hegemonialinteressen im Vordergrund. Sie wurde auch dadurch erforderlich, dass die (zwangsweise) Mobilisierung abertausender indigener Siedler für den eroberten Osten vorgesehen war. Kuskes Beteiligung an dieser den Generalplan Ost gleichsam flankierenden Forschung hat seinem persönlichen und professionellen Renommee nach 1945 keinen Abbruch getan. Schon in den frühen 1950er Jahren zählte er wieder zu den Hauptakteuren eines Wissenschaftszweiges, der sich nunmehr die Identifikation grenzüberschreitender Wirtschaftsräume mit dem Nahziel einer europäischen Einigung auf die Fahne geschrieben hatte. Der Ernst-Moritz-Arndt-Preisträger von 1944 wurde zehn Jahrespäter mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert. Dieser Umstand verweist auf eine zweite Möglichkeit, Kuskes Vita in Augenschein zu nehmen. Unter ihrem Vorzeichen träte, wie nur knapp angetippt werden kann, die Geschichte der verblüffenden, fast grotesken Elastizität des politischen Einflusswillen seines deutschen Gelehrten in Erscheinung. Im Kaiserreich, in zwei Republiken und in der Führerdiktatur hat sich Kuske bewährt. Darin spiegelt sich nicht etwa ein wohlfeiler Opportunismus wider, denn er hielt ja stets am Kern seiner essentialistischen Axiomatik fest. Eher reflektiert die biegsame Konformität einen nahezu unbeirrbaren Geltungsdrang, der, primär wenn es um die Nähe zur Macht und die Erlangung ihrer honorierenden Signaturen ging, eine ungebremste Dynamik entwickelte. Die Gesamtgeschichte wissenschaftlicher Eitelkeit und Egomanie ist bislang wohl noch nicht geschrieben worden. Der dritte Schwerpunkt lässt Kuskes Kriegs- und Nachkriegsforschung in den Vordergrund treten. Engels hat die Frage der inhaltlichen Kontinuität von West-Europakonzeptionen der 1940er und der 1950er Jahre als politisch-ideologisches Problem aufgefasst und demgemäß abgehandelt. Er bemerkt, dass Kuskes - pars pro toto zu nehmende - „auf Deutschland zentrierte Großraumideologie" zu kurz gegriffen habe, um der Idee, ein „positives, gleichberechtigtes und freies Europa zu begründen", in irgendeiner Weise gerecht werden zu können. Das wird prinzipiell richtig sein, trifft aber empirisch nicht immer ins Schwarze. Am Beispiel transnationaler landwirtschaftlicher Gestaltungsmodelle der 1950er Jahre ließe sich mühelos zeigen, dass die einschlägigen Blaupausen des vorangegangenen Jahrzehnts keineswegs vergessen waren. Möglicherweise treffen analoge Beobachtungen auch auf Kuskes Modelle zu, die, wie explizit dargelegt wird, nicht allein von ethnozentrischer Weltanschauung und deutschem Expansionsstreben geprägt waren,sondern auch von den gewiss handgreiflicheren Interessen der rheinisch-westfälischen Großindustrie. Ob sie in den doch schon wieder etwas kraftmeierischen 1950er Jahren altruistisch ad Acta gelegt worden sind, wäre gründlicher zu überprüfen. Dass damit eine Aufgabe benannt ist, die das Leistungsvermögen selbst ambitionierter, sachverständiger und solide interpretierender Doktorarbeiten übersteigt, sei bereitwillig eingeräumt.
Willi Oberkrome
Freiburg i. Br.

Quelle: Jahrbuch für Reginalgeschichte 28

Rezension: 04.08.2010

Jahrbuch für Reginalgeschichte 28

Reihe: Aachener Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Marc Engels - Die "Wirtschaftsgemeinschaft des Westlandes"
Bruno Kuske und die wirtschaftswissenschaftliche Westforschung zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik
978-3-8322-6642-4

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Die aus einer Aachener Dissertation hervorgegangene, in vielfacher Hinsicht überfällige Studie zu dem jahrzehntelang an der Universität Köln wirkenden Wirtschaftsgeographen, Historiker, Raumplaner und populären Wissenschaftsvermittler... » mehr

Gisela Probst-Effah (Hrsg.)

Regionalität in der musikalischen Popularkultur

Tagungsbericht Hachenburg 2006 der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V.

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Diese Publikation stellt die schriftliche Zusammenfassung der Referate anlässlich der Arbeitstagung der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. dar, die vom 4. bis 7. Oktober 2006 im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg stattfand. Thema dieser Tagung war die „Regionalität in der musikalischen Popularkultur" mit der Prämisse, die gegenwärtige Kultur in ihrer Komplexität und mit einer ausgedehnten geographischen und ethnischen Perspektive zu betrachten. Gisela Probst-Effah fasst in diesem Tagungsband 16 Referate zusammen, die sich mit unterschiedlicher Herangehensweise und Methodik intensiv mit diesem Thema befassen. Um sich den bearbeiteten Themen in der notwendigen Ausführlichkeit widmen zu können, scheint es angemessen, eine Besprechung der einzelnen Referate und Beiträge einer Betrachtung der Publikation als Ganzes vorzuziehen. Guido Fackler zeigt in seinem Beitrag neue Wege auf, mittels einer weit gefassten Perspektive auf urbane und ländliche Regionen ein breites musikalisches wie klangliches Spektrum zu erfassen. Als Beispiel dient die Stadt Würzburg, deren spezifische Klänge - musikalisch und außermusikalisch in Form von „Alltagsgeräuschen" - innerhalb eines Forschungsprojekts von Studierenden der Fächer Volkskunde und Musikwissenschaft der Universität Würzburg erfasst wurden. Dabei stellte sich die Frage nach der möglichen Existenz einer „Klanglandschaft", eines spezifischen „Sounds" oder individuellen klanglichen Profils von Orten. Der Forschungsansatz, die Region als Ganzes zu betrachten und die Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren, ist besonders hervorzuheben. Dass dabei ganz bewusst ästhetische Wertungen zu Gunsten von Fragen nach der Bedeutung von Musik in alltäglichen Lebenswelten in den Hintergrund traten, führt letztlich dazu, neben musikalischen Erscheinungsformen aller Art auch die Dimension Klang zur Definition des klanglichen Spektrums einer Region hinzuzunehmen. Als Ergebnis dieses Forschungsprojektes lässt sich konstatieren, dass statt einer Fixierung auf regionale Musik oder regionale Genres eine erweiterte Perspektive auf kollektive Handlungspraxen, Aneignungsprozesse und Wahrnehmungsweisen von Musik und Klängen ins Zentrum der Betrachtung rücken muss. Ein moderner und interessanter Forschungsansatz, der jedoch bei näherer Betrachtung äußerst komplex und teilweise unüberschaubar wird. Fackler behandelt dieses Forschungsgebiet trotz dessen Komplexität auf hohem sprachlichen Niveau und mittels einiger Beispiele - von Prägefaktoren und Geschmackslandschaften über musikalische Verdichtungsprozesse innerhalb einer urbanen Musikwelt und Orten musikalischer Repräsentation bis hin zu exemplarischen Soundscapes - gelingt es ihm, urbane Musik- und Klanglandschaften am Beispiel Würzburgs anschaulich aufzuzeigen. Bei den Ausführungen Ernst Kiels zur Regionalkultur der historischen Stadt Quedlinburg handelt es sich um einen weitaus weniger komplexen Themenbereich. Ausgewählte musikalische Genres - Heimatlieder und Gassenhauer - aus Vergangenheit und Gegenwart, dargestellt anhand einiger Beispiele, bieten einen Querschnitt durch das Spektrum des Volksgesangs in Quedlinburg. Wenngleich auch die Beispiele subjektiv und ohne erkennbaren Zusammenhang ausgewählt sind, zeugen sie doch von einer regen feldforscherischen Tätigkeit des Autors, die er in diesem Beitrag darstellt. Als Ergebnis des Beitrags könnte man, wie Kiel selbst im letzten Absatz konstatiert, die große Anzahl von Volksliedern des aus der mündlichen Überlieferung inden 1980er und 1990er Jahren aufgezeichneten Liedschatzes nennen.Der Aufsatz Wilhelm Scheppings mit dem Thema „Konstanten und Varianten, Umbrüche und Innovationen in der Musikalischen Volkskultur" knüpft, die Begrenzung des Themenfeldes betreffend, an den vorhergehenden Beitrag an. Schepping stellt die musikalische Volkskultur der niederrheinischen Stadt Neuss im Spiegel der Tagespresse dar. Wenngleich diese in der Musikforschung eher selten genutzt wird, kann sie doch eine ergiebige Quelle sein. An ausgewählten Beispielen demonstriert der Autor, wie anhand der Auswertung verschiedener Lokalteile der Tagespresse ein Überblick über die Vielfalt des städtischen Musiklebens gegeben werden kann. In der Einleitung setzt sich Schepping kritisch mit der aktuellen Forschungspraxis und dem Informationswert der medialen Darstellung musikalischer Volkskultur auseinander. Zudem stellt er die Frage, inwieweit die musikalische Volkskunde am „Puls der Zeit" sei. Das anfangs genannte Thema arbeitet der Autor schließlich anhand des Karnevals des Jahres 2005 in der Region Neuss auf und bildet daraus konkretisierende Aspekte, die künftig intensiver zu beobachten und bearbeiten wären. Diese Herangehensweise wäre auch über die Region Neuss hinaus wünschenswert und böte eine interessante Grundlage für weitere Forschungen. Astrid Reimers behandelt Lieder der Gegenwart als Mittel des Empowerments mit Hilfe einer Auswertung zur Bedeutung und Funktion Kölner Dialektlieder in lokalpolitischen Auseinandersetzungen. Reimers stellt dabei den im „kölschen" Dialekt verfassten Lieder ihr hochdeutsches Pendant gegenüber und ermöglicht auf diese Weise dem Leser, die Texte nachzuvollziehen. Sie stellt zudem die „kölschen" Dialektlieder in einen soziologischen und politischen Kontext und zeigt dadurch anschaulich, inwieweit gelebte musikalische Volkskultur Einfluss auf die politischen und soziologischen Gegebenheiten einer Region nehmen und Werte wie Akzeptanz und Toleranz vermitteln kann. Im folgenden Beitrag von Günther Noll wird die Behandlung des rheinischen Dialektliedes intensiviert und anhand einiger Beispiele dargestellt, inwieweit Stilmittel der Kontrafaktur und Parodie Verwendung finden. Noll behandelt damit ein Randthema der musikalischen Volkskunde. Der Autor führt zunächsteinige Aspekte zur Terminologie an, die bei der abstrakt wirkenden Themenstellung dringend notwendig scheinen. Bei näherem Hinsehen erkennt man jedoch schnell, dass mit Parodie die komisch-satirische, mit Kontrafaktur jedoch die inhaltliche Umdeutung des Textes gemeint ist - eine Praxis, die sich nicht nur im rheinischen Dialektlied findet. Mittels verschiedener Liedbeispiele - von Kontrafakturen des Dialektliedes während der NS-Zeit über Kinderlieder, Kölner Karnevalsschlager, Märsche bis hin zum Kunstlied - erörtert Noll differenziert und dezidiert ein komplexes und kaum überschaubares Themenfeld. Es lässt sich mit ihm übereinstimmend schlussfolgern, dass die allseits vertraute Singpraxis durch Kontrafakturen und Parodien wesentlich erweitert wird und so neue Inhalte und Gestaltungsformen hervorgebracht werden. Ergänzt wird dieser Beitrag durch zahlreiche Notenbeispiele. Gesellschaftliche Befindlichkeiten und Stimmungen angesichts dramatischer politischer und sozialer Veränderungen werden auch in anderen Regionen Deutschlands durch Mundartlieder reflektiert, wie Elvira Werner am Beispiel des Erzgebirges aufzeigt. Die Autorin arbeitet das Thema mittels ausgewählter Beispiele verschiedener Interpreten aus der erzgebirgischen Mundartszene auf. Erfreulicherweise stellt sie die Profile, Intentionen, Wirkungskreise und die Resonanz derausgewählten Vertreter des erzgebirgischen Mundartliedes in einem eigenen Kapitel dar, wodurch sich dem Leser die Auswahl auch als zielführend und nachvollziehbar erschließt. Im Kern der Aussage, die aufgeführten Interpreten würden auf jeweils individuelle Weise und in unterschiedlicher Qualität ihre kommunikative Verwurzelung in der Region wiedergeben, kann man ebenso mit der Autorin konform gehen, wie mit folgender Bemerkung: „Ob das Heimatgefühl in Frage stellende zeitkritische Texte oder das Heimatbild nostalgisch verklärende ,Heile-Welt-Gesänge´: In allen drückt sich die Sehnsucht nach einer (vermeintlich) intakten Kulturlandschaft und Alltagswelt aus." (184) Einer ähnlichen Thematik hat sich Wolf Dietrich angenommen, allerdings konkretisiert auf die Entwicklung in der Folk-Musik-Szene seit den 1970er Jahren. Ebenso wie Astrid Reimers, Günther Noll und Elvira Werner liegt Dietrichs Fokus weniger auf musikalischen Aspekten, sondern vielmehr auf der sich wandelnden sozialen Struktur der Szene, auf kulturellen und politischen Orientierungen und — in diesem Punkt unterscheidet er sich maßgeblich von seinen Vorrednern - auf den musikalischen Präferenzen des Publikums. Dietrich beobachtet seit den 1970er Jahren eine Art „Renaissance" traditioneller Lieder, die u. a. auch in besonderen lokalen und regionalen Ausprägungen als Dialektlied auftauchen. Der regionale Bereich beschränkte sich für diese Untersuchung auf die Folkszene im rheinhessischen Alzey-Worms. Besonders hervorzuheben ist der zwar ungewöhnliche, jedoch zielführende Ansatz, die Thematik von den Rezipienten, dem Publikum, ausgehend zu erarbeiten. Ein ebenso ungewöhnliches wie interessantes Phänomen stellt Sabrina Hubert in ihrem Beitrag „Die schwarze Welle überrollt Abtsgmünd. Heavy Metal und regionale Identität" vor. Auch wenn auf den ersten Blick regionale Identität und ein Heavy-Metal-Festival unvereinbar zu sein scheinen, gelingt es der Autorin in eindrucksvoller Weise zu zeigen, inwieweit ein Zusammenhang herzustellen ist und das Festival zu einer regionalen Identitätsbildung beitragen kann. Auch wenn die lokale Einbindung eines solchen Festivals sicherlich zu keiner musikalischen Identitätsfindung im Sinne eines Kollektivgeschmacks der gesamten Gemeinde Abtsgmünd führen kann, so bildet sie doch die Grundlage für eine regionale kulturelle Identität, die sich aus der Identifikation der Bürger mit diesem in ihrer Gemeinde stattfindenden Festival ergibt. Im Folgenden präsentiert Eva Maria Hois eindrucksvoll die Ergebnisse eines vom Steirischen Volksliedwerk, vom Österreichischen Volksliedwerk und dem Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien initiierten Feldforschungsprojekts. Durchgeführt wurde dieses in den Jahren 1999 bis 2003 in der steirisch-slowenischen Grenzregion, wobei ca. 3 000 Gesänge in deutscher und slowenischer Sprache sowie Instrumentalstücke aufgenommen werden konnten. Das Repertoire entspricht weitestgehend jenem in Österreich gebräuchlichen, als Besonderheiten lassen sich zweisprachige (deutsch-slowenische) oder slowenische Lieder feststellen. Ressentiments sowohl von österreichischer als auch von slowenischer Seite verhinderten bislang ein derartiges länderübergreifendes Kooperationsprojekt, im Zuge dessen sich nunmehr erstmals volksmusikalische Belege aus dieser Region sammeln ließen. Nicola Benz erarbeitet die „Bedeutung von Großfamilien im regionalen Musikleben und die rollenspezifischen Bereiche am Beispiel der Familie Eder in Annaberg (Lammertal)" in ihrem Beitrag. Nach einem allgemeinen Abriss über die Situation der Musikkultur im Lammertal und über die Familie Eder, vulgo Weberhausfamilie, schreibt sie den unterschiedlichen Arten der Musikausübung geschlechterspezifische Eigenschaften und Orte zu. So ist Singen traditionell weiblich und findet im Weberhaus (also zu Hause)statt, während außerhäusliches Musizieren als männlich gilt. Diese klare Trennung wird durch den Tourismuss aufgeweicht, es lassen sich Veränderungen der Geschlechterrollen feststellen. In den im Vergleich zu den anderen Kapiteln sehr umfangreichen Schlussbetrachtungen schreibt Nicola Benz der Enkelgeneration der Weberhausfamilie zu, exemplarisch für die Emanzipation der Frau innerhalb der musikalischen Volkskultur zu stehen. Hinsichtlich dieser Formulierung kommt man nicht umhin, sich die Frage zu stellen, inwieweit eine „Emanzipation der Frau" innerhalb der musikalischen Volkskultur überhaupt festzumachen ist. Führt man den Gedanken fort, so stellt sich ferner die Frage, ob dies nicht vielmehr mit soziologischen und politischen Gründen zu tun hat, deren Ergebnis ein Wandel ist, der sich neben anderen Bereichen auch auf die Musikausübung innerhalb und außerhalb der Familieauswirkt. Die folgenden drei Beiträge beschäftigen sich mit unterschiedlichen Liedersammlungen. So stellt Markus Schüßler eine moselfränkische Liedersammlung vor, die teils aus den Beständen des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg, teils aus eigenen Feldforschungen stammt. Diese Sammlung besteht aus mehr als eintausend traditionellen und neueren Liedern des moselfränkischen Gebietes. Barbara Book entdeckte im Schweizerischen Volksliedarchiv eine Liedersammlung aus dem Prättigau (Kanton Graubünden). Diese Sammlung wurde im Jahr 1913 von den Autoren Lotte Meyer und Lina von Schröder nach moderner und noch heute gültiger wissenschaftlicher Prämisse erstellt. Neben der musikalischen Bedeutung der Liedersammlung steht vor allem im Fokus der Autorin, an die engagierte Liedsammlerin Lotte Meyer zu erinnern, die im Jahre 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und dort am 3. März 1943 im Alter von 67 Jahren starb. Christian Schmid stellt in seinem Beitrag die Entstehung eines Liederbuches mit teils gesammeltem, teils nach Aufforderung eingesandtem Liedmaterial aus dem Kanton Zürich vor und zeigt dabei die verschiedenen gebräuchlichen Liederbücher und „Liedermacher" und deren Verbreitung auf. Aus den ca. 600 Liedern, die dem Kanton Zürich zuzuordnen sind, wurden schließlich 134 ausgewählt und in einem Liederbuch veröffentlicht, darunter ein Großteil bislang unveröffentlichte Lieder. Ein schönes Beispiel für die Subjektivität in der Auswahl, die der Volksmusikpflege als Kritikpunkt - manchmal zu Recht - immer wieder entgegengebracht wird. Die folgenden drei Aufsätze befassen sich mit verschiedenen Musikkulturen Osteuropas, genauer Südosteuropas. Katalin Kovalcsik zeigt in ihrer Fallstudie Veränderungen der Orts- bzw. Gruppenidentität im Kontext eines wichtigen Gemeinschaftsereignisses, des Roma-Balles, auf. Als Grundlage wählte die Autorin die Beasch, die drittgrößte ethnische Gruppe der Roma in Ungarn. In den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt sie Wandlungsprozesse in deren Musikkultur. Ausgehend von den Beasch-Bällen im Rahmen des Romatages erarbeitet sie die Entstehung der Roma-Ballmusik, um schließlich konkret die Forschungsergebnisse der Beasch-Bälle in einem exemplarischen Dorf darzustellen. Wenngleich es schwierig ist, sich in die Traditionen und Abläufe der Beasch hineinzudenken und auch mancher Formulierung zu folgen, so ist es doch ein interessantes Themenfeld, das eine eingehende Erforschung, wie von der Autorin umfassend vorgenommen, verdient. Ein den ersten Beiträgen dieses Bandes konträres Ergebnis bringen die Forschungen von Elena Scbischkina zur Tradition der Wolgadeutschen Ballade. Das Besondere an der Wolgadeutschen Ballade ist ihre geringe Hybridität. Im Vergleich mit anderen Genres lässt sich ein nur geringer Einfluss von russisch-sowjetischen Sozial-, Kultur- und Naturlandschaften auf die Ballade feststellen, ihre Transformationen fanden weitestgehend im musikalischen Bereich statt. Obwohl die Musikkultur der Wolgadeutschen im Jahr 1941 mit der Auflösung der Wolgadeutschen Republik und der Deportation der Bevölkerung nach Sibirien und Zentralasien teils ausgelöscht wurde, teils im Untergrund verschwand, erwies sich besonders die Ballade als weitgehend resistent gegenüber zerstörerischen Tendenzen, wie die Forschungsergebnisse Elena Schischkinas zeigen. Ergänzt durch Notenbeispiele, Fotos und die graphische Darstellung verschiedener Balladen-Schemata bietet der Aufsatz einen interessanten Einblick in dieMusikkultur der Wolgadeutschen. Schließlich behandelt Istvdn Almdsi in seinem Beitrag die regionalen Merkmale der siebenbürgisch-un-garischen Volksmusik. Ausgehend von Bela Bartök, der Siebenbürgen als ein selbständiges Dialektgebiet der ungarischen Volksmusik bezeichnet hat, arbeitet Almäsi unter Einbezug seiner Forschungsergebnisse ein differenzierteres Bild heraus. Vielfältige Einflüsse lassen Siebenbürgen als eine geographisch abgeschlossene, kulturell jedoch offene Region erscheinen, deren regionale musikalisch eMerkmale nicht in der gesamten Provinz vorhanden sind. Der Autor gibt einen sprachlich gut gestalteten Überblick über die Musikkultur Siebenbürgens, wenngleich bisweilen Notenbeispiele die im Text aufgezeigten Forschungsergebnisseanschaulicher gestaltet hätten. Der Band zur Tagung „Regionalität in der musikalischen Popularkultur" vereint die Beiträge unterschiedlicher Autoren und bildet somit ein Spiegelbild von verschiedenen Herangehensweisen und Forschungsansätzen zum Thema. Dabei ist es nicht zu vermeiden, dass die Beiträge sowohl inhaltlich wie sprachlich bisweilen große Qualitätsunterschiede aufweisen. Gisela Probst-Effah hat als Herausgeberin die Tagungsbeiträge in eine logische und teilweise aufeinander aufbauende Reihenfolge gebracht, was der Publikation insgesamt einen abwechslungsreichen und verständlichen Charakter verleiht. Aufgrund der unterschiedlichen Fachrichtungen, in denen die Autoren tätig sind, ergibt sich ein interdisziplinärer Ansatz, der das Thema von verschiedenen Standpunkten, Sichtweisen und Herangehensweisen erarbeitet. Zusammenfassend lässt sich dieser Tagungsband als interessanter, weiterführender Diskussionsbeitrag zum Thema „Regionalität in der musikalischen Popularkultur" bezeichnen.
Elmar Walter, München

Quelle: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2010

Rezension: 02.08.2010

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2010

Reihe: Musikwissenschaft

Gisela Probst-Effah (Hrsg.) - Regionalität in der musikalischen Popularkultur
Tagungsbericht Hachenburg 2006 der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V.
978-3-8322-8033-8

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Diese Publikation stellt die schriftliche Zusammenfassung der Referate anlässlich der Arbeitstagung der Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e.V. dar, die... » mehr

Engelbert Thaler (Hrsg.)

Fußball – Fremdsprachen – Forschung

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Beitrag: Ist Fußball Religion? : Theoretische Perspektiven und Forschungsbefunde.
Autoren: Klein, Constantin; Schmidt-Lux, Thomas
Fundstelle: S. 18-35

Die Autoren beschäftigen sich intensiv mit der Frage, ob bzw. wie weit Fußball als eine Form von Religion verstanden werden kann. Die bisweilen komplexe Gemengelage von Fußball und Religion wird hier sehr subtil sortiert, Forschungsergebnisse werden akribisch genau analysiert, konzeptionelle Weichenstellungen und theoretische Perspektiven auf gezeigt - hinsichtlich Religion beim, im und am Ball.


Beitrag: England v Germany - Let´s blitz Fritz!: Der Fußball-Klassiker und die Kriegsrhetorik in der britischen Presse.
Autor: Hutz, Matthias
Fundstelle: S. 36-47

Thema des Beitrags ist die Fußballberichterstattung in der britischen Boulevard presse anlässlich des Aufeinandertreffens der beiden „Erzfeinde" England vs. Germany. Die Stereotypen und Vorurteile, mit denen die Zeitungsartikel martialisch auf die deutsche Vergangenheit anspielen („Watch out krauts", „Let´s blitz Fritz"), werden dabei exemplarisch dargestellt und begründet. Dabei wird deutlich, dass die Begegnung dieser beiden Teams einen Stellenwert hat, der weit über die Bedeutung normaler sportlicher Wettkämpfe hinaus geht.


Beitrag: „... fruchtbarste Kunstform des 20. Jahrhunderts" : Motive und Mythen des Fußballs in der Bildenden Kunst.
Autor: Klant, Michael
Fundstelle: S. 48-55

In dem Beitrag wird einleitend an Bertolt Brecht erinnert, der 1929 auf die Frage der Literarischen Welt, welches für ihn „das größte Kunstereignis" des Jahres gewesen sei, antwortete: „das interessanteste Spiel der deutschen Mannschaft, Schalke 04 gegen Arminia Hannover, das mit 6 zu 2 endete". Nach einem Fußball-Bild des Expressionisten Max Beck mann stellt der Autor eindrucksvolle Beispiele aus der neueren Kunst schlaglichtartig vor. Dabei werden Motivkreise, derer sich die Künstler und zunehmend auch Künstlerinnen wid men, herausgehoben und die verschiedenen künstlerischen Strategien umrissen. Durch die zunehmende Nobilitierung des ehemaligen Proletariersports und seit Aufkommen der Pop-Art mit ihrer Vorliebe für Motive und Mythen des Alltags haben bildhafte Äußerungen zum Fußball beständig zugenommen.


Beitrag: Vom body of Information zum objectfor investigation: - Wie lässt sich das Fußballspielen theorieorientiert analysieren?
Autor: Höner, Oliver
Fundstelle: S. 56-67

Der Fußball wird analysiert, indem aus dem body of Information ein objectfor investigation des Entscheidungshandelns gemacht wird. Dabei erfährt der Leser, warum man cher Spieler scheinbar egoistisch auf das Tor schießt, anstatt den besser postierten Mitspieler zu bedienen, warum Denken lähmt, warum Handeln gewissenlos macht. In dem Beitrag wird, ausgehend von Praxisproblemen des Entscheidungshandelns im Fußball, eine Möglichkeit der theorieorientierten Analyse im Rahmen einer kognitiv-handlungspsychologischen Betrach tungsweise aufgezeigt. Es wird über einen Entscheidungstest mit DFB-Jugendnationalspielern berichtet, dessen Ergebnisse aus theoretischer Perspektive eine erfolgreiche empirische Anwendung der Rubikontheorie auf den für sie eher unkonventionellen Anwendungsbereich des Fußballspielens liefern und aus praktischer Sicht wichtiges Hintergrundwissen zum Verstehen zahlreicher alltäglicher Probleme des Entscheidungshandelns im Fußball liefern.


Beitrag: „Helden wie wir...!"? : Geschlechterverhältnisse im Fußball-Sport.
Autorin: Sobiech, Gabriele
Fundstelle: S. 68-81

Der Beitrag widmet sich dem Thema Mädchen und Frauen im Fußballsport. Es wird zunächst der Frage nachgegangen, wie sich Mädchen und Frauen Sport und Spiel im Allgemeinen und Fußball im Besonderen trotz einer gegenläufigen gesellschaftlichen Körper politik angeeignet haben. Danach analysiert die Autorin, wie sich Frauen und Männer innerhalb von Sport-Spiel-Räumen und analog dazu innerhalb einer gesellschaftlichen Ordnung positionieren. Schließlich wird der Fokus auf die Frage gerichtet, was Fußballspielen so attraktiv macht und welche Chancen damit für Mädchen und Frauen verbunden sind, wenn es ihnen gelingt, sich in diesem Feld zu positionieren.


Beitrag: Philosophisch-satirisches Lexikon des Fußballs : - von A (Abseits) bis ZZ (Zahlender Zuschauer) -
Autor: Thaler, Engelbert
Fundstelle: S. 82-86

Einen heiteren Blick auf das Fußballgeschehen wirft der Autor in seinem Beitrag, in einem kleinen Lexikon beleuchtet er philosophisch-satirisch wichtige Fußballbegriffe von A wie „Abseits" bis ZZ wie „Zahlender Zuschauer".


Beitrag: Fußball im Englischunterricht.
Autor: Thaler, Engelbert
Fundstelle: S. 88-95

Fußball wird aus der fremdsprachendidaktischen Perspektive diskutiert. Der ein führende Beitrag zum Englischunterricht stellt die kritischen, komparatistischen, legitimatorischen, thematischen und methodischen Dimensionen dar. In sechs Tabellen erfahrt man u.a., welche Parallelen zwischen dem Fußballspiel und moderner Fremdsprachendidaktik bestehen, welche Argumente für einen Einsatz sprechen, welche Themen sowie Methoden und Techniken in Frage kommen; daneben kann man (noch einmal) über die lustigsten verbalen Fouls unserer Fußballer schmunzeln.


Beitrag: Let´s have a FootBall! - Fußball und Englischunterricht.: Einige Anregungen für Übungen, Sequenzen und Projekte.
Autor: Erhardt, Stefan
Fundstelle: S. 96-110

Der Autor konzentriert sich nach einer kurzen kulturwissenschaftlichen Einführung auf die verschiedensten Anwendungen des Themas „Fußball" im Englischunterricht für alle Schulstufen. Dabei präsentiert er eine große Anzahl motivierender Übungen, Sequenzen und Projekte zu young adult football fiction, Fußball und Literatur, der Fußball-Fan-Welt, Podcasts, Fußballfilmen und Sachtexten. Er spart auch die kritischen Einwände nicht aus und liefert eine lange Liste für fachübergreifenden Unterricht mit den verschiedensten Schulfächern.


Beitrag: Football´s Coming home : - Die Fußball-WM im Englischunterricht.
Autor: Kohn, Martin
Fundstelle: S. 111-125

Football´s Coming home: Für die Fußball-WM 2006 im eigenen Lande macht der Autor anregende Vorschläge, wie mit Fußball vor, während und nach der WM projektbezogen im Englisch-Unterricht - und darüber hinaus - gearbeitet werden kann.


Beitrag: „Field a team!" : - Die Mannschaftsaufstellung als Planspiel.
Autorin: Mendez, Carmen
Fundstelle: S. 126-134

Eine innovative Methode des Planspiels kommt in der vorgestellten Unterrichts einheit zum Einsatz: Die Schüler/-innen diskutieren die Aufstellung der deutschen Mann schaft vor einem WM-Spiel, um daraufhin ihre eigene fiktive mit der realen Planung des Bundestrainers zu vergleichen und das Spiel auf dieser Basis zu besprechen. Da es sich beim Planspiel um eine im Fremdsprachenunterricht weitgehend unbekannte Form aufgabenorien tierten Lernens handelt, wird die Methode zunächst kurz umrissen, bevor das unterrichtspraktische Beispiel beschrieben wird.


Beitrag: Adidas, Nike und Pepsi: Football commercials im Netz und im Fremdsprachenunterricht
Autorin: Massler, Ute
Fundstelle: S. 135-147

Im Mittelpunkt der präsentierten Unterrichtsreihe stehen Football Commercials, die Adidas, Nike, Pepsi und andere Unternehmen ins World Wide Web stellen. Die Autorin beschreibt das inhaltliche, kulturelle und fremdsprachliche Potential ausgewählter, im Netz leicht zugänglicher Footie Commercials und bietet hierzu vielfältige Aufgaben, Übungen und Fragen.


Beitrag: Girls and goaües, fans and fun - soccer in children´s poetry.
Autorin: Hesse, Mechthild
Fundstelle: S. 148-158

Im Mittelpunkt des Beitrags steht Football in children ´s poetry. Verschiedene Formen von Football poetry für alle Altersstufen werden ausgewählt, hauptsächlich aber für intermediate learners. Die Beispiele liefern den registerspezifischen Basiswortschatz, repräsentieren neben der Fan- auch die Kritiker-Perspektive und stellen sowohl männliche als auch weibliche Sichtweisen auf den Fußball dar.


Beitrag: Fußball-Historie - Theorie und Aufgaben -.
Autor: Thaler, Engelbert
Fundstelle: S. 159-165

Interessante Erkenntnisse, humorvolle Details und überraschende Parallelen mit der modernen Gesellschaft fördert ein Blick in die Geschichte des Fußballs zu Tage. Der Beitrag bietet neben einem fußballhistorischen Abriss einige passende Aufgabenbeispiele für den Unterricht.


Beitrag: Footballjokes - Englisch lernen mit Humor.
Autor: Thaler, Engelbert
Fundstelle: S. 166-171

Englisch lernen mit Humor! Dazu werden footballjokes für den Einsatz im Klassenzimmer vorgeschlagen. Nach einer didaktischen Begründung werden fünfzehn verschiedene Unterrichtstechniken und -verfahren beschrieben, bevor eine Zusammenstellung ausgewählter Beispiele folgt.


Beitrag: Allez les Bleus -: Gedankenblitze zu einer Integration von Fußball in den Französisch-unterricht.
Autor: Mentz, Olivier
Fundstelle: S. 172-176

In dem Beitrag wird mit statistischen Angaben die enorme Bedeutung des Fußballsports in Frankreich unterstrichen. Danach wird die Notwendigkeit der Integration dieses Ballspiels in den Französischunterricht begründet - auch wenn nicht alle (deutschen) Fans in den Schlachtruf „Allez les Bleus!" einstimmen mögen.


Beitrag: Wer ist Zinedine Zidane? : Ein Unterrichtsvorschlag mit interkultureller Ausrichtung für den Französischunterricht auf der Oberstufe.
Autorin: Banzhaf, Michaela
Fundstelle: S. 177-183

Zinedine Zidane ist einer der genialsten Fußballer aller Zeiten. In dem präsentierten Unterrichtsmodell steht aber nicht der Fußballprofi im Zentrum, sondern der Mensch und Helfer. Am Beispiel von „Zizous" sozialem und karitativem Engagement leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag zum interkulturell ausgerichteten Lernen im Französischunterricht.


Beitrag: Fussball als Impetus für philosophisch-ethische Fragen im Italienischunterricht.
Autorin: Banzhaf, Michaela
Fundstelle: S. 184-196

Dass es nicht nur auf dem Spielfeld rau und ruppig zugeht, sondern auch Fans bzw. tifosi mit Spielern aneinandergeraten können, bildet den Ausgangspunkt des vorgestellten Unterrichtsmodells. Basierend auf den verbalen Attacken gegen den farbigen Fußballer Marc Zoro in der Begegnung Inter Mailand gegen Messina am 27. November 2005 zeigt die Autorin, wie solch rassistische Sprechchöre im Rahmen interkultureller Erziehung unter ethisch-philosophischer Fragestellung im Italienischunterricht behandelt werden können.


Beitrag: „Fußball (in Deutschland)" als Thema des DaF-Unterrichts in Kanada.
Autor: Metken, Christian
Fundstelle: S. 197-204

Der Autor hat viele Jahre als Deutschlehrer in Kanada gearbeitet und kennt daher den Stellenwert des deutschen Fußballs im DaF-Unterricht in Nordamerika bestens. Mit aufschlussreichen Statistiken belegt er die aktuelle Rolle des Fußballs bei nordamerikanischen Jugendlichen, wobei er einen besonderen Blick auf den Frauenfußball wirft. Sodann begründet er den motivationalen, sprachlichen und interkulturellen Lernwert für DaF-Schüler/-innen und gibt schließlich hilfreiche Tipps für die konkrete Umsetzung im DaF-Unterricht.


Beitrag: Materialienpool Englisch: Tasks, Activities, Exercises.
Autoren: Reuschel, Yanna; Gößmann, Anika; Schmider, Jan; Eberlein, Ruth; Bauer, Clemens;Lehmann, Sebastian; Weng, Steffen; Comas, Vanessa; Neher, Martina; Ümit, Adier; Hupfeld, Bodo; Jakob, Alexandra; Winkler, Daniel; Heitzmann, Tobias; Weiss, Oliver
Fundstelle: S. 205-228

In dem Materialpool werden Aufgaben für alle Jahrgangsstufen des Englischunterrichts zusammengestellt, sodass sich Englisch-Lehrkräfte schnell und ohne große Vorbereitung mit fotokopierbaren Arbeitsblättern versorgen können. Die nach einem einheitlichen Format gestalteten activities, exercises & tasks (Worksheets) - mit Grobangaben zu Jahrgangsstufe, Lernzielen und Zeitbedarf - wurden vom Autor und den Studierenden im Hauptseminar Football in English Language Teaching an der Pädagogischen Hochschule Freiburg im WS 2005/06 konzipiert, evaluiert und korrigiert.


Quelle: 

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Informationszentrums für Fremdsprachenforschung

Rezension: 05.07.2010

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Informationszentrums für Fremdsprachenforschung

Reihe: Sprache & Kultur

Engelbert Thaler (Hrsg.) - Fußball – Fremdsprachen – Forschung
978-3-8322-4729-4

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Beitrag: Ist Fußball Religion? : Theoretische Perspektiven und Forschungsbefunde.
Autoren: Klein, Constantin; Schmidt-Lux, Thomas
Fundstelle: S. 18-35

Die Autoren... » mehr

Katja Meintel

Im Auge des Gesetzes

Kriminalromane aus dem frankophonen Afrika südlich der Sahara – Gattungskonventionen und Gewaltlegitimation

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Der zeitgenössische Roman des frankopho-nen Afrika südlich der Sahara zeichnet sich durch eine Nähe zu populärkulturellen For-men aus. Dabei handelt es sich nicht nur um das gehäufte Zitieren populärkultureller und global zirkulierender Formen wie Hip-Hop-Songs, Comic-Helden oder Filmtiteln in (hoch-)literarischen Texten. Auch populär-kulturelle Genres afrikanischer Provenienz wie der Comic, der Film oder der im Zen-trum von Im Auge des Gesetzes stehende Kri-minalroman erleben seit den 1990er Jahren eine verstärkte Rezeption innerhalb und außerhalb des afrikanischen Kontinents und avancieren zu wichtigen Referenzen des intellektuellen Lebens im subsahari-schen Afrika. Die Autorin Katja Meintel, die sich vor allem durch ihre Übersetzung des jüngsten Romans von Abdourahman A. Waberi, Aux Etats- Unis dAfrique (In den Vereinigten Staaten von Afrika), profilieren konnte, untersucht in ihrer Dissertation, auf welche Weise sich afrikanische Autoren die europäische Gattung des Kriminalromans aneignen und welche spezifische Rolle Ge-walt im Kontext der afrikanischen Kriminal-literatur spielt. In einer Einleitung diskutiert sie die-sen Prozess der Aneignung und sieht in der Afrikanisierung des europäischen Genres einen postkolonialen Charakter. Das Verdienst der Studie von Katja Meintel ist es, die afrikanische Aneignung nicht nur als bloßes writing back gegen Formen der ehe-maligen Kolonialmacht zu verstehen, son-dern jene Besonderheiten des afrikanischen Kontextes zu betonen, die den afrikanischen Kriminalroman zu einem genuin eigenen Genre avancieren lassen: Der postkoloni-ale Oppositionscharakter der afrikanischen Aneignung tritt hinter interafrikanischen Themen zurück. So ist der klassische euro-päische Kriminalroman von einem Glauben an Moral und Gesetze geprägt und steht des-halb oft in einem Gegensatz zu afrikanischen Realitäten, man denke nur an chaotische Staatsorganisationen in Diktaturen. Diese Besonderheiten afrikanischer Realität wer-den kreativ in die Gattung des Kriminalro-mans integriert, um somit eine afrikanische Form der Gattung zu schaffen, die sich the-matisch und strukturell von europäischen Vorbildern unterscheidet und löst Katja Meintel ist bewusst, dass eine Wissenschaft, die sich aus westlicher Per-spektive Afrika annähert, problematisch ist und ein Hinterfragen der eigenen Position verlangt, schließlich ist die wissenschaftliche Lektüre des Anderen, so Meintel, auch eine Aneignung des Fremden. Den Vorwurf des Eurozentrismus umgeht die Autorin da-durch, dass sie nach ihrer theoretischen Betrachtung des europäischen Kriminal-romans mit seiner Vielfalt an Untergenres den afrikanischen Krimi in seiner ganzen Fülle betrachtet. Den vier Einzelanalysen des Hauptteils stellt Meintel ein Inventar von afrikanischen Kriminalromanen in französi-scher Sprache voran und setzt einen großen Akzent auf in Afrika selbst verlegte Texte. Diese beeindruckende Materialsammlung von vergessenen oder nicht wahrgenomme-nen Texten, die europäische Bibliotheken und Leser selten erreichen, zeigt mit ihrem Fokus auf afrikanische Produktionen, dass die Autorin trotz ihrer westlichen Herkunft (sie schreibt von ihren »okzidentalen, eu-ropäischen, deutschen und schwarzwälderischen Horizonten«, n), den Gegenstand ernst nimmt. Als Hauptkorpus für ihre Einzelanalysen dienen der Autorin vier Kriminalromane, die zwischen 1984 und 2000 veröffentlicht wurden, in denen das »Motiv der gewalt-samen Selbsthilfe« (9) in einer Welt the-matisiert wird, in der staatliche Ordnungs-instanzen nicht funktionieren. Unter den Autoren des Textkorpus finden sich eher unbekannte Autoren wie Modibo S. Keita (Mali/Senegal), Moussa Konate (Mali) oder Achille Ngoye (Kongo), aber auch Mongo Beti (Kamerun), ein weit über die Grenzen Afrikas hinaus klassisch gewordener franko-phoner Autor. Die Tatsache, dass ein enga-gierter Autor wie Mongo Beti, Sprachrohr seiner Generation und einer der wichtigs-ten Intellektuellen des Kontinents, sich dem Genre des Kriminalromans widmet, mag ein Beleg für die Wichtigkeit der Populär-kultur sein. Nachdem die Autorin jeden Text ihres Korpus kurz resümiert (Modibo).

Quelle: 

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Klostermann Verlag, Romanische Forschungen, 2010

Rezension: 01.07.2010

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Klostermann Verlag, Romanische Forschungen, 2010

Reihe: Literaturwissenschaft

Katja Meintel - Im Auge des Gesetzes
Kriminalromane aus dem frankophonen Afrika südlich der Sahara – Gattungskonventionen und Gewaltlegitimation
978-3-8322-5830-6

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Der zeitgenössische Roman des frankopho-nen Afrika südlich der Sahara zeichnet sich durch eine Nähe zu populärkulturellen For-men aus. Dabei handelt es sich nicht nur um das gehäufte Zitieren populärkultureller und... » mehr

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