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25,00 €
ISBN 978-3-8322-9193-8
Paperback
318 Seiten
13 Abbildungen
474 g
21 x 14,8 cm
Deutsch
Dissertation
Juni 2010
Holger Preiß
Gesundheitsbezogene virtuelle Selbsthilfe – Soziale Selbsthilfe über das Internet
Einflussfaktoren auf die Nutzung durch kranke Menschen und ihre Angehörigen und auf deren wahrgenommene virtuelle soziale Unterstützung
Im Mittelpunkt dieses Buches steht gesundheitsbezogene virtuelle Selbsthilfe, der Austausch von kranken Menschen oder ihren Angehörigen über das Internet. Virtuelle Selbsthilfe wird dabei als wechselseitige Unterstützung auf Basis gleicher Betroffenheit verstanden, die sich vorwiegend unter den Bedingungen computervermittelter Kommunikation in einem Netzforum ereignet. Hilfe Suchende treten dabei in einen Austauschprozess mit anonymen oder bekannten Peers über ein virtuelles soziales Selbsthilfenetzwerk, welches allenfalls geringfügig von Professionellen unterstützt wird. Dabei werden auch sog. nichtöffentliche Nutzer, die lediglich die Beiträge der Peers lesen, explizit als Teil virtueller Selbsthilfe angesehen. Die theoretische Klärung des Begriffs geht von der Face-to-Face-Selbsthilfe aus, beschreibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede und mündet in einer Darstellung möglicher Ausprägungen des Verhältnisses beider Selbsthilfe-Formen aus Sicht der Nutzer. Nach einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur virtuellen Selbsthilfe werden die Forschungshypothesen detailliert hergeleitet und zwei Fragestellungen anhand einer Online-Befragung von 892 Nutzern von einschlägigen Mailinglisten, Webforen und Chats aus verschiedenen gesundheitlichen Bereichen beantwortet:

1. Welche Bedingungen haben Einfluss auf die Nutzung gesundheitsbezogener virtueller sozialer Selbsthilfe? Ist sie z. B. nur etwas für junge Menschen oder "Internet-Freaks" oder schon in der Breite der Bevölkerung und der Internet-Nutzer angekommen? Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung wie auch zum Durchschnitt der Internetnutzer finden sich in der Stichprobe deutlich mehr Frauen, mehr höher Gebildete und mehr Menschen aus dem Einzugsgebiet größerer Städte. Vergleicht man die Altersstruktur der Befragten mit dem der Internetnutzer, so zeigt sich, dass die Nutzung virtueller Selbsthilfe nur unwesentlich vom Alter abhängt. Die Befunde zur Nutzung von Face-to-Face-Selbsthilfe können die Annahme, dass virtuelle Selbsthilfe nur als defizitär im Vergleich zur Face-to-Face-Selbsthilfe wahrgenommen wird, nicht stützen. Erstere wird unter den Befragten in gleicher Häufigkeit substitutiv, subsidiär und komplementär genutzt.

2. Welche Bedingungen haben Einfluss auf die Wahrnehmung gesundheitsbezogener virtueller sozialer Selbsthilfe als Quelle wahrgenommener virtueller sozialer Unterstützung? Konkret: Welche Nutzer fühlen sich am meisten unterstützt? Diejenigen, die kein Selbsthilfe-Angebot vor Ort kennen? Diejenigen, die nur die Beiträge anderer lesen oder diejenigen, die sich auch aktiv beteiligen? Hier können z. B. signifikante Einflüsse der Faktoren Alter und Bildung festgestellt werden; ältere und geringer gebildete Nutzer fühlen sich signifikant mehr durch virtuelle Selbsthilfe unterstützt. Es zeigen sich Hinweise darauf, dass letztere dadurch Defizite an Unterstützungsressourcen aus dem Offline-Umfeld ausgleichen. Je öffentlicher und je intensiver die Aktivität der Nutzer in den Netzforen der Selbsthilfe dabei ist, desto mehr profitieren sie davon für sich selbst. Befragte, die zusätzlich Face-to-Face-Selbsthilfe nutzen, profitieren auch von virtueller Selbsthilfe mehr und nehmen diese als bedeutender für ihre soziale Unterstützung wahr. Betrachtet man den medizinischen Hintergrund, so stellt man signifikante Unterschiede in der wahrgenommenen virtuellen sozialen Unterstützung in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Art der Erkrankung fest. Der Zeitraum, seit dem diese besteht, bedingt eine Veränderung der Rolle des Nutzers in der virtuellen Selbsthilfe vom Empfänger hin zum Geber sozialer Unterstützung. Die Ergebnisse machen deutlich, dass virtuelle Selbsthilfe auch von Seiten des Gesundheitssystems und der etablierten Face-to-Face-Selbsthilfe als bedeutender und vollwertiger Teil der Selbsthilfe anerkannt werden sollte. Die Folge daraus ist die notwendige Institutionalisierung virtueller Selbsthilfeunterstützung.
Schlagwörter: Rehabilitationswissenschaft; gesundheitsbezogene virtuelle Selbsthilfe; soziale Selbsthilfe; Internet; Nutzer und Nutzen gesundheitsbezogener virtueller Selbsthilfe
Schriften aus dem Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
Herausgegeben von Humboldt Universität Berlin, Berlin
Band 2010,1
Verfügbare Online-Dokumente zu diesem Titel
DOI 10.2370/9783832291938
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